Filmkritik zu "Men in Black: International" Nicht ohne meine Sonnenbrille
Wenn man einen guten Grund sucht, um ein verglimmendes Franchise wie „Men in Black“ wieder aufflackern zu lassen – bei der angestrengten Fortsetzung „Men in Black: International“ wird man ihn nicht finden.
Über zwanzig Jahren ist es her, seit Barry Sonnenfeld mit seiner coolen Alien-Action-Komödie einen auf Comics basierenden Riesenhit landete. Tommy Lee Jones und Will Smith jagten mit flotten Sprüchen und Spezialeffekten und in scharfen schwarzen Anzügen gefährliche Außerirdische und retteten dabei die Welt. Die Kritiken überschlugen sich, die Einspielkassen klingelte.
Die Fortsetzung „Men in Black 2“ von 2002 erzielte schon nicht mehr so gloriose Resultate, die Serie ging aber mit „Men in Black 3“ in ihr kommerziell erfolgreiches Finale. Es war dies die letzte Zusammenarbeit zwischen Sonnenfeld und den Sonnenbrillen Tommy Lee Jones und Will Smith.
Men in Black: International
Sieben Jahre später, im Zeitalter der endlosen Relaunchschleifen, versucht auch „Men in Black“, wieder merkantilen Boden unter den Füßen zu gewinnen. Gendergerecht angepasst, wird Chris Hemsworth mit Tessa Thompson eine famose Frau an die Seite gestellt. Als Agenten H und M müssen sie die Welt nicht nur von feindseligen außerirdischen Eindringlingen schützen, sondern auch einen Maulwurf innerhalb der eigenen Organisation ausfindig machen.
Agent M, die mit bürgerlichen Namen Molly heißt, versteht sich als strenge Wissenschaftlerin und glaubt nicht daran, dass es so etwas wie Chemie zwischen zwei Menschen geben kann. Das erscheint ihr als unlogisch.
Keine Chemie
Ihre These erweist sich insofern als goldrichtig, als zwischen ihr und dem appetitlichen Agent H tatsächlich null Chemie besteht. Die beiden spielen sich tapfer durch dürre Drehbuchdialoge, die keinerlei Funken springen lassen – weder witzige, noch geistvolle, und schon gar nicht erotische.
Hemsworth verlässt sich allzu sehr auf seine Rampensau-Rolle des Charmebolzens mit Hendlhirn, während Thompson ihr Anfängertum mit gouvernantenhafter, wenig unterhaltsamer Strenge überspielt. Lässiger Buddy-Movie-Schmäh will sich nicht einstellen, augenfreudiges Abenteuer auch nicht.
Zwei Aliens, die Menschengestalt annehmen und aussehen wie IS-Kämpfer, jagen die Agenten durch den Markt von Marrakesch, als wären sie in einem Remake von Indiana Jones. Auch die Biester aus „Men in Black: International“ bieten kaum Schauwerte: Der Anblick von dreiköpfigen Schlangen und sprechenden Bauernzwergen reißt niemanden mehr vom Sessel, und die Wunderwaffen, die sich hinter Rückspiegeln und Auspuffen verstecken, beeindrucken maßvoll.
Vielleicht hat man in den letzten zwanzig Jahren einfach zu viel Blockbuster-Kino mit Aliens, Mutanten und Superhelden gesehen – ein besonderer Unterhaltungs- oder gar Nostalgieeffekt will sich nicht einstellen.
INFO: GB/USA 2019. 114 Min. Von F. Gary Gray. Mit Chris Hemsworth, Tessa Thompson, Liam Neeson.
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