Filmkritik zu "Matter Out Of Place": Schwarze Schläuche am Meeresgrund

Müllwagen in den Schweizer Bergen: „Matter Out Of Place“
Der profilierte österreichische Dokumentarist Nikolaus Geyrhalters erzählt formschön über den Endloskampf gegen Müll

Auf den ersten Blick sieht es nach Naturidylle aus: Einem Gebirgszug liegt ein See zu Füßen. Bei genauerem Hinsehen jedoch entpuppt sich das helle Ufer als eine Ansammlung von Plastikmüll. Das Paradies entpuppt sich als Albtraum.

„Matter Out Of Place“ ist ein Fachbegriff. Er bezeichnet Gegenstände in einem für sie unnatürlichen Umfeld wie Autoreifen auf dem Meeresboden, Spraydosen unter der Wiese oder Glasflaschen am Palmenstrand.

Der profilierte österreichische Dokumentarist Nikolaus Geyrhalter ist berühmt für seinen formschönen Blick, mit dem er oft dystopische Handlungsabläufe in glasklar komponierte Bilder gießt. Dazu zählen das Schlachten von Tieren in „Unser täglich Brot“ ebenso wie das Verschieben von Bergmassen zugunsten ungezügelter Baulust in „Erde“; oder, wie in „Matter Out Of Place“, der endlose Kampf mit den globalen Müllmassen.

Tourismus

Die Produktion von Abfall erweist sich als Wegbegleiter des modernen Lebens, ganz besonders des Tourismus: Welche Maßnahmen getroffen werden, um die Schweizer Berge vom Unrat der Schifahrer zu befreien, hält Geyrhalter in langen Einstellungen ebenso fest wie das Sortieren von Mülldeponien in Nepal. Wenn Menschen am Meeresboden mit schwarzen Plastikschläuchen kämpfen oder die Abfälle an den Flussufern in Fetzen von den Bäumen hängen als wären sie Gespenster, fühlt man sich manchmal wie auf einem surrealen Horrortrip. 

INFO: Österreich 2022. 105 Minuten. Von Nikolaus Geyrhalter.

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