Filmkritik zu "Harriet – Der Weg in die Freiheit": Laufend in Lebensgefahr

Minty alias Harriet Tubman (Cynthia Erivo) und William Still (Leslie Odom Jr.) engagieren sich als Fluchthelfer: „Harriet “
Veredeltes Drama über die Sklavenfluchthelferin Harriet Tubman, Grenzkomödie um entlaufenen Hund und Porträt von Gitarrist Ronnie Wood.

„Möglicherweise Gehirnschaden“, notiert William Still, ein Anti-Sklaverei-Aktivist, in sein Notizbuch. Vor ihm sitzt eine entlaufene Sklavin namens Minty, die es geschafft hat, von einer Plantage in Maryland zu flüchten und sich unter Todesgefahren bis nach Philadelphia durchzuschlagen.

Als Kind sei sie von ihrem Besitzer schwer am Schädel verletzt worden, berichtet Minty, tatsächlich aber stehe sie in engem Kontakt mit Gott: In Schwarz-Weiß-Bildern, die ihr wie Blitzlichtgewitter durchs Gehirn fahren, enthülle er ihr nahende Ereignisse: „Gott hat mir die Zukunft gezeigt.“

In der neu gewonnenen Freiheit lässt Minty ihren Sklavennamen hinter sich und nennt sich von nun an Harriet Tubman.

Als Harriet Tubman spielte sie in der US-Geschichte der Sklavenbefreiung eine entscheidende Rolle. Sie wurde zu einer Schlüsselfigur der Hilfsorganisation Underground Railroad, einem Schleusennetzwerk, das Sklaven die Flucht aus den Südstaaten ermöglichte. Schon längst hätte Tubman – und darin sind sich die US-Kritiker einig – ein filmisches Denkmal gesetzt werden müssen. Mit dem pflichtschuldigen Bio-Pic von Regisseurin Kasi Lemmons („Eve’s Bayou“) wurde diese Forderung nun zwar würdig, wenn auch nicht übermäßig inspiriert erfüllt.

Die britische Schauspielerin und Sängerin Cynthia Erivo versetzt die Figur der Harriet mit grimmigem Kampfgeist: Mit zornig zusammen gezogenen Augenbrauen schlägt sie alle Vorsichtsmaßnahmen in den Wind und begibt sich laufend in Lebensgefahr, um weitere Sklaven aus dem Süden zu retten. Zu Recht wurde Erivo bei der letzten Oscarverleihung mit einer Nominierung belohnt.

Doch so außergewöhnlich die Person Harriet gewesen sein mag, so salopp durchschnittlich bleibt ihre Lebensverfilmung.

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