Filmkritik zu "Can you ever forgive me?" - Hinter Ulknudel steckt Charakterdarstellerin
Es ist das Jahr 1991, als die 51-jährige Lee ihren Job verliert. An den Zwängen des Berufslebens gescheitert, sitzt die einst gefeierte Schriftstellerin Lee Israel nun in ihrer armseligen Wohnung in Manhattan und weiß nicht, wie sie über die Runden kommen soll. Die rettende Idee kommt ihr, als sie in einem Buch einen alten Brief von Katherine Hepburn, der an sich nichtssagend ist, entdeckt. Lee peppt ihn mit einem originellen P.S. auf und bekommt – siehe da – in einem Antiquariat ordentlich Geld dafür. Das Fälschen von Briefen mit pikanten Details wird nun ihre Einnahmequelle. Einen Komplizen findet sie im schwulen Kleinkriminellen Jack Hock, der zwar notorisch Ärger anzieht, aber dennoch bei ihr und ihrer geliebten Katze einziehen darf.
Mit der Rolle der Lee Israel vollzieht Hollywoods Parade-Ulknudel Melissa McCarthy eine erstaunliche Wandlung: Endlich kann sie aus ihrer Klamauk-Schublade klettern und die grellen Proll-Klamotten und toupierten Perücken ablegen. McCarthy enthüllt, ungeschminkt, grantig und garstig, welch tolle Schauspielerin eigentlich in ihr steckt. Eine große Befreiung, zweifellos. Prompt wurde McCarthy für den Oscar nominiert. Freudentränen darüber vergoss Richard E. Grant mit ihr. Als er von seiner Nominierung erfuhr, weinten die beiden gemeinsam. Vielleicht tun sie das ja auch Sonntagnacht.
INFO: USA 2018. 106 Min. Von Marielle Heller. Mit Melissa McCarthy, Richard E. Grant.
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