Filmkritik zu "Britt-Marie war hier": Erst Hausfrau, dann Fußballtrainerin

Pernilla August fängt ein neues Leben an: "Britt-Marie war hier"
Nette Kommödie aus Schweden, in der sich Pernilla August als verlassene Hausfrau eine neue Existenz schafft.

Statt Kids, die aufs Handy starren, finden zunehmend Senioren in die Kinos. Die Generation 60+ wird aufgrund des demografischen Wandels zur interessanten Zielgruppe. Und in der Folge geraten auch immer mehr Menschen auf die Leinwand, die es im Endspurt ihres Lebens noch mal wissen wollen. Es muss dabei nicht immer so heftig zugehen wie bei den rüstigen Rentnern, die sich in einigen dieser neuen Filme zu Bankeinbrüchen zusammenschließen, um ihre staatliche Alterspensionen aufzubessern.

Hier ist es die Hausfrau Britt-Marie, die sich seit 40 Jahren ihrem Gatten anpasst und es im geordneten Heim blitzen und blinken lässt wie im Spiegelsaal von Versailles. Mit ihrem Putzfimmel kompensierte sie über die langen Ehejahre, dass sie sich nichts sehnlicher wünscht als gesehen und wahrgenommen zu werden. Als ihr Ehemann einen Herzinfarkt erleidet, eilt sie in die Klinik und findet am Bett seine Geliebte. Sie macht keine Szene, zieht aber Konsequenzen.

Die Frau, die von ihrem Mann und vor allem seiner Umgebung meist nur als keifende Alte wahrgenommen wurde, ist plötzlich auf sich selbst angewiesen. Sie übernimmt im abgelegenen Städtchen Borg einen Job als Jugendbetreuerin und Fußballtrainerin. Obwohl sie für Kinder wenig übrighat. Und noch weniger für Fußball. Damit wird der neue Job – der einzige, der zu finden war – zur echten Herausforderung. Denn die junge Fußballmannschaft scheint der letzte verbliebene Hoffnungsschimmer der wirtschaftlich heruntergekommenen Kleinstadt zu sein.

Eigenbrötlerin

Die Eigenbrötlerin gewinnt trotz stoischer Einsilbigkeit die Herzen und Unterstützung der Bewohner. Mit liebevoller Strenge gewinnt sie auch den Respekt und die Zuneigung der Jugend, die sich zuerst widerborstig gibt – auf eine unglaublich amüsante Art, die nur Kinder beherrschen.

Der Film glänzt durch seine Protagonisten, allen voran Pernilla August in der Titelrolle. Sie vermag es, das Publikum einzunehmen für die vielschichtige Figur zwischen Härte und Verletzlichkeit, zwischen Mut und Wehmut, trockenem Humor und milder Melancholie.

Text: Gabriele Flossmann

INFO: SWE 2019. 94 Min. Von Tuva Novotny. Pernilla August, Vera Vitali, Peter Haber.

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Von der Hausfrau zur Fußballtrainerin: "Britt-Marie war hier"

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