Filmkritik zu "Beautiful Boy": Geniales Schauspiel trotz Trübsal

Steve Carell und Timothée Chalamet in "Beautiful Boy"
Steve Carell und Timothée Chalamet brillieren als Vater und Sohn in einem gefühlsschweren Drogendrama.

Eltern sein, heißt leiden – zumindest bei dem belgischen Regisseur Felix van Groeningen. Bereits in seinem akklamierten Drama „The Broken Circle“ geht ein Pärchen durch die Hölle, nachdem ihre kleine Tochter an Leukämie erkrankt ist und dann stirbt. Auch in „Beautiful Boy“ erweist sich Elternschaft als (zumindest partielles) Martyrium.

„Wie kann ich meinem Sohn helfen?“, will ein Vater wissen, dessen Sohn suchtkrank geworden ist und Crystal Meth spritzt. Und: „Was tut die Droge mit ihm?“

Die Antwort ist in beiden Fällen deprimierend, sowohl was die Wirkung der Droge, als auch die Aussicht auf Heilung angeht. Doch der Vater gibt (lange) nicht auf. Sein Sohn Nic ist sein Herzstück, sein Ein und Alles, sein „beautiful boy“. Phasen der scheinbaren Normalität wechseln mit tiefen Abstürzen, begleitet von großen Emotionen.

Felix van Groeningen ist ein Meister des Melodrams am Rand zur Effekthascherei. Zu seinen großen Vorlieben gehört es, eine Geschichte sprunghaft, mit zahllosen Rück- und Vorblenden zu erzählen. Diese Methode hält zwar mitunter willkommene Überraschungen bereit, dient aber in erster Linie dazu, verstärkt auf die Gefühlstube zu drücken (von der Musik ganz zu schweigen). Mit einem zurückhaltenden Steve Carell als zerstörtem Vater und dem umwerfenden Timothée Chalamet als dessen suchtkranker Sohn gewann Van Groeningen allerdings ein perfektes Schauspielpaar, das seiner Gefühlsmasche entgegenhält und für wunderbar innige Momente sorgt.

INFO: USA 2018. 120 Min. Von Felix van Groeningen. Mit Steve Carell, Timothée Chalamet.

Beautiful Boy

Kommentare