„To the Moon“, ein Apple Original Film von Greg Berlanti, der eigentlich gleich ins Streaming-Angebot hätte wandern sollen, nun aber doch einen Kinostart genießt, spielt mit diesen Verschwörungstheorien. Und mit der Tatsache, dass das Weltall-Rennen zwischen den USA und der Sowjetunion keineswegs immer so populär war, wie man heute glauben könnte. Es gab genügend Stimmen in der amerikanischen Bevölkerung, die die Ansicht vertraten, dass die Milliardensummen für das US-Weltraumprogramm besser in die Armutsbekämpfung der (afroamerikanischen) Bevölkerung geflossen wären. Der Song von Gil Scott-Heron „Whitey on the Moon“ legt bis heute beredtes Zeugnis davon ab.
Tatsächlich engagierte die NASA damals Werbespezialisten, um die Raumfahrt wieder sexy zu machen, und in den amerikanischen Alltag einzuschweißen; nicht zufällig trug Astronaut Neil Armstrong bei der Mondlandung 1969 eine Omega-Uhr.
„To the Moon“ wühlte sich durch all diese Fakten und Fiktionen und baute daraus eine vergnügliche romantische Komödie, die vor allem Scarlett Johansson eine Schaubühne für ihr großes Vorzeigetalent bietet.
Schön zum Anschauen
Johansson spielt ihre mit allen Wassern gewaschene Werbefachfrau Kelly Jones im figurbetonten Sixties-Outfit. Mit der Wahrheit nimmt sie es nicht allzu genau und stopft sich auch schnell einmal einen Polster unters farbenfrohe Kleid, wenn sie als Schwangere ihr Produkt besser verkaufen kann. Ihre überzeugenden Fähigkeiten stechen einem Regierungsangehörigen – immer witzig: Woody Harrelson – ins Auge. Kelly wird als Werbeprofi für die NASA engagiert, düst mit ihrer Assistentin nach Florida und mischt die Raumforscherszene – natürlich fast ausschließlich (weiße) Männer – auf. Dort trifft sie auf Channing Tatum, der sich als für den Raketenstart zuständiger Chef namens Cole Davis mit Händen und Füßen gegen die weibliche Marketing-Wunderwaffe wehrt. Er erweist sich als äußerst unkooperativ, ist aber „zumindest schön zum Anschauen“, wie die Assistentin feststellt.
Regisseur Berlanti („Love, Simon“) schwelgt im glanzvollen Ausstattungsdesign der hochpolierten Sechzigerjahre zwischen NASA-Logo, TWA-Flugzeugen und Florida-Palmen. Verliebt in den coolen „Mad Men“-Look seiner Bilder, neigt er ein wenig zur erzählerischen Langatmigkeit, geschuldet auch dem Wunsch, zusätzlich zu einer flockigen Rom-Com eine staatstragende Geschichte über Fake News und Wahrheit zu erzählen. Es trifft sich gut, dass er den ersten Kuss zwischen Kelly und Cole gut 90 Minuten hinauszögert, denn der schmollende Cole ist bei Weitem lustiger als der verliebte Cole. Zu den komischen Highlights von „To the Moon“ zählt auch die Inszenierung einer „alternativen Mondlandung“, inklusive der verschwörungstheoretischen Einsicht: „Hätten wir doch Kubrick geholt.“
INFO: USA/GB 2024. 132 Min. Von Greg Berlanti. Mit Scarlett Johansson, Channing Tatum.
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