Geübt hat Ishana Night Shyamalan, die gemeinsam mit ihren Schwestern von klein auf mit Horrorfilmen großgezogen wurde, bereits als Regisseurin von sechs Episoden der Mystery-Serie „Servant“ auf Apple-TV+; auch dort trat ihr Vater – wie auch in „They See You“ – als Produzent auf.
Die Familienähnlichkeiten der Shyamalans spürt man an ihrem Händchen für die Schaffung von beklemmender Atmosphäre. Bedrohlich rauscht der irische Wald in der Nähe der Stadt Galway, wo eine einsame Amerikanerin namens Mina (Dakota Fanning) in einer Tierhandlung arbeitet.
Wie es das Drehbuch, das die Regisseurin nach einer Buchvorlage selbst geschrieben hat, so will, muss Mina einen sprechenden Papagei mit dem Stehsatz „Try not to die!“ in einen Zoo nach Belfast überführen. Auf dem Weg dorthin bricht plötzlich ihr Auto zusammen. Schilder mit der Aufschrift „Point of No Return“ verheißen nichts Gutes. Aufgeregt stolpert Mina mit dem Vogel im Käfig durch das düstere Unterholz, während wimmernde Geigen auf dem Soundtrack Gefahr signalisieren. Schließlich winkt eine weißhaarige Frau aus der Ferne und lotst Mina und in ihren gefiederten Freund in eine merkwürdige Holzhütte mit verglaster Fensterfront. Darin befinden sich bereits zwei weitere junge Menschen, die Mina zögerlich willkommen heißen.
Draußen ist es finster geworden. Auf Kommando der Weißhaarigen stellen sich alle in Reih und Glied vor dem Fenster auf, damit sie – gesehen werden können.
Gesehen von wem?
Von den „Watchers“.
Wer oder was die „Watchers“ – so auch der englische Originaltitel – genau sein sollen, ist Teil eines handwerklich zwar ansehnlichen, aber trotzdem weitgehend spannungsbefreiten Mystery-Thrillers. Nicht einmal die für das Haus Shyamalan so berühmten Plot-Twists können daran etwas ändern.
DVD statt Wi-Fi
Tagsüber darf sich die wenig charismatische Gruppe im Freien bewegen, nachts muss sie sich pünktlich bei Einbruch der Dunkelheit vor dem Fenster aufstellen und von den unbekannten Mächten angaffen lassen. Wenn ihnen dazwischen allzu fad wird, (denn natürlich gibt es kein Wi-Fi in der Hütte), können sie sich auf DVD eine alte Realityshow (Achtung: Medienkritik!) ansehen.
Wo die vier Menschen in der Einraum-Wohnung täglich essen, schlafen und ... äh ... die Toilette benutzen, zählt zu den größeren Rätseln dieser geheimnislosen Mischung aus irischer Mythen-Folklore und „Lost in the Woods“-Horror à la „Blair Witch Project“. Ishina Night Shyamalan fehlt es bestimmt nicht an Talent zur Gruselregisseurin; und auch wenn Drehbuch schreiben (noch) nicht zu ihren Stärken zählt – sie bekommt bestimmt noch genügend Gelegenheit, ihr Können unter Beweis zu stellen. Dafür wird nicht zuletzt ihr Vater sorgen.
Kommentare