Geboren in Brooklyn, als einzige Tochter von iranischen Eltern und Schwester von acht Brüdern, sitzt Leila, von Beruf Filmregisseurin, zwischen allen kulturellen Stühlen. Umso mehr, als sie sich als queer outet und ihrer schockierten Mutter zum Thanksgiving-Dinner die Freundin vorstellt. Danach herrscht Funkstille. Anlässlich der Herzoperation des Vaters allerdings rückt die Familie wieder enger zusammen. Und das führt zwangsläufig zu Reibungen zwischen Mutter und Tochter.
Mit Witz und Wut hebt Maryam Keshavarz ihre autobiografisch gefärbte Dramedy aus dem dumpfen Pool landesüblicher Culture-Clash-Komödien heraus. Ihr dient kulturelle Differenz nicht als endloser Humorspender, sondern entfaltet in den Biografien von zwei Generationen iranischer Frauen ungeahnten Tiefgang.
Cyndi Lauper im Iran
Und Tiefgang heißt nicht tranig. Leila ist eine flotte Erzählerin und wendet sich auch gerne direkt der Kamera zu – ähnlich wie Phoebe Waller-Bridge in „Fleabag“; wenn es sein muss, auch während einer Sexszene.
In vergnüglichen Vignetten rekapituliert sie ihre Kindheit und erinnert sich daran, wie sie in der Unterhose Kassetten von Cyndi Lauper in den Iran schmuggelte. Doch der Rückgriff in die Vergangenheit führt auch zu Familiengeheimnissen, die vor allem Leilas Mutter bedrücken. So kommt es, dass auch deren Geschichte, die weit in den Iran der Sechzigerjahre zurückführt, ebenso leidenschaftlich erzählt wird wie Leilas Gegenwart. Ihren Film widmete Maryam Keshavarz den Frauen ihrer Familie – und all den kämpferischen Frauen im Iran.
INFO: USA 2023. 107 Min. Von Maryam Keshavarz. Mit Layla Mohammadi, Niousha Noor.
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