Filmkritik zu Daniel Craig in "Queer“: Betrunken, verschwitzt, süchtig
Daniel Craig hat seine Rolle als James Bond endgültig hinter sich gelassen. In „Queer“, der schnell verblassenden Verfilmung von Williams S. Burroughs semi-autobiografischen Roman, erinnert rein nichts mehr an den eleganten Geheimagenten. Vielmehr spielt Craig seinen heruntergekommenen US-Weltkriegsveteranen William Lee im zerknautschten Leinenanzug, mit dreckigen Fingernägeln und einem Hut auf dem Kopf, unter dessen Krempe ständig die Schweißperlen rinnen.
Beinahe durchgehend betrunken und immer mit einer Zigarette im Mundwinkel, driftet Lee durch die Schwulenlokale von Mexiko City der frühen 1950er-Jahre und versucht, seine Heroinsucht in den Griff zu bekommen. Als er auf einen amerikanischen Studenten namens Eugene Allerton (Drew Starkey von „Outer Banks“) trifft, verliebt er sich in den um vieles jüngeren Mann – und beginnt für diese Liebe zu bezahlen.
Zwanzig Jahre trug sich der italienische Regisseur Luca Guadagnino („Call Me By Your Name“, „Challengers“) mit der Idee, den Klassiker der Beat- und Schwulenliteratur, zu verfilmen.
Explizite Sexszenen
Dass „Queer“ trotz aller angestrebter Intensität schnell verblasst und nie die gebotene Dringlichkeit bekommt, die es gerne hätte, liegt nicht am Schauspiel.
Vor bewusst künstlich gehaltenen Mexiko-Studio-Kulissen inszeniert Guadagnino die fragile Liebesbeziehung zwischen William Lee und Eugene Allerton mit expliziten, aber nicht pornografischen Sexszenen. Erzählt wird in drei nacheinander aufgeschlagen Kapiteln, deren getreue Abfolge eine gewisse Eintönigkeit erzeugt. Zudem halten die surrealen Einschübe, die sich zu einem finalen Drogentrip zuspitzen, die Figuren emotional auf Armeslänge.
INFO: I/USA 2024. 136 Min. Von Luca Guadagnino. Mit Daniel Craig, Drew Starkey, Jason Schwartzman.
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