Pixars "Alles steht Kopf 2": Im Wechselbad der pubertären Gefühle

Freude (li.) bekommt während der Pubertät Konkurrenz vom Gefühl des orangen Zweifels: "Alles steht Kopf 2"
Nach seinem Animationshit "Alles steht Kopf" kehrt Pixar mit einer vergnüglicher Fortsetzung zurück: Pubertät sorgt für Gefühlsverwirrung

Die Erwartungen an Pixar-Filme sind traditionell hoch. Lange Zeit hindurch galt das US-Animationsstudio als Goldgrube an Originalität und Einspielergebnissen. Mit seiner gewitzten Kinderzimmer-Komödie „Toy Story“ startete Pixar – mittlerweile in Wohngemeinschaft mit Disney – einen Erfolgskurs, der allerdings während der Pandemie ins Stocken geriet. Das „Toy Story“-Spin-off „Lightyear“ erwies sich als echter Flop, während sich das Nachfolgeprojekt „Elemental“ – trotz negativer Kritiken und anfänglich schwacher Performance an den Kinokassen – gerade noch zum Erfolg mausern konnte.

Trotzdem benötigen Pixar/Disney – und vor allem auch das angeschlagene Kino-Business – einen zugkräftigen Blockbuster für den Sommer wie einen Bissen Brot. Alle Hoffnungen richten sich nun auf die Fortsetzung von „Alles steht Kopf“.

Und die hohen Erwartungen werden nicht enttäuscht.

In dem „Alles steht Kopf“-Hit von 2015 stritten sich die fünf menschlichen Grundemotionen – Freude, Wut, Angst, Ekel, Kummer – als bunt animierte Männlein und Weiblein in der Gehirnzentrale eines kleinen Mädchens um den Steuerknüppel der Gefühle. In „Alles steht Kopf 2“ ist aus der kleinen Riley eine 13-jähriger Teenagerin geworden. Noch befinden sich ihr Gefühle in wohligem Gleichklang: „Freude“ dominiert. Neben ihr steht „Kummer“ als blaues Brillen-Girl im Rollkragen-Pulli, „Angst“ ist eine violette Langnase, „Ekel“ eine resolute Dame in Grün und „Wut“ ein roter Quadratschädel.

Pixars "Alles steht Kopf 2": Im Wechselbad der pubertären Gefühle

Neue Gefühle wie Peinlichkeit (li.), Zweifel, Neid und Sarkasmus machen sich breit

Alarmknopf Pubertät

Doch dann leuchtet plötzlich der rote Alarmknopf „Pubertät“ auf – und völlig neue Gefühle brechen wie eine Abrissbirne in Rileys Emotionshaushalt ein. Neben „Zweifel“ – eine Art Breitmaulfrosch in Orange – folgt ein rosa Problembär namens „Peinlich“, dann „Neid“ und schließlich die Teenager-Emotion Nummer eins: „Null Bock“. Aus der netten, freundlichen Riley wird plötzlich eine launische 13-Jährige mit Pickel auf dem Kinn, die ihre Eltern anbrüllt, sich vor dem eigenen Achselschweiß ekelt und bei jeder Gelegenheit rot anläuft. Die Lage spitzt sich zu, als Riley mit ihren beiden besten Freundinnen an einem Eishockey-Camp teilnimmt und Teil einer coolen Mädchenmannschaft werden will. Zu diesem Zweck muss sie sich selbst – und ihre Freundinnen verleugnen.

Während Riley mit sich und ihren Platz in der Welt kämpft, ringen die „alten“ Gefühle in ihrem Gehirn mit den neuen, pubertären Konkurrenten. Und bevor sie bis drei zählen können, werden Freude, Kummer, Angst, Ekel und Wut ins Gefängnis der unterdrückten Emotionen geschickt, während Zweifel, Neid und Null Bock das Regime in Rileys Gehirn übernehmen und ihre Handlungen lenken. Die innere Gefühlslandschaft im menschlichen Gehirn leuchtet in knalligen Neonfarben und erinnert an ein riesiges Zuckerlgeschäft, in dem die guten und schlechten Erinnerungen als bunte Kugeln in großen Glasbehältern aufbewahrt werden.

Pixars "Alles steht Kopf 2": Im Wechselbad der pubertären Gefühle

Ab ins Gefängnis der unterdrückten Gefühle: "Alles steht Kopf 2"

Wie immer bei guten Pixar-Filmen, richtet sich die Story nicht nur an Kinder, sondern zwinkert auch in richtung der erwachsenen Begleitpersonen. Manche der witzigen Anspielungen – wie etwa der wörtlich genommene „Bewusstseinsstrom“, in dem Brokkoli-Stücke und Pizza-Reste schwimmen, werden bei den ganz Kleinen womöglich nicht ankommen. Doch selbst dort, wo die Story sophistisch abhebt und womöglich mehr wissendes Gelächter bei den Eltern als bei deren Kindern provoziert, flackert durchgehend ein visuelles Freudenfeuer für alle Altersstufen.

INFO: USA 2024. 96 Min. Von Kelsey Mann. Stimmen: Nana Spiehr, Olaf Schubert.

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