Filmkritik zu "Never Let Go": Wald-Horror mit Halle Berry

Gute oder böse Mutter? Halle Berry in „Never Let Go“
Halbstarker Wald-Horror mit Halle Berry als Mutter zweier Buben, die von Untoten geplagt wird

Weit kommen sie nicht. Nur so lang das Seil reicht. Wann immer die Zwillingsbuben Nolan und Samuel in den Wald gehen wollen, bekommen sie von ihrer Mutter einen starken Strick um den Bauch gewickelt. Er verbindet sie mit dem Holzhaus, in dem sie mitten in einem einsamen Wald wohnen: „Never. Let. Go.“ – „Lass. Niemals. Los.“, schärft ihnen die Mutter regelmäßig ein, ehe die Kinder die Hütte zum Käfersammeln verlassen. Denn im Wald lauert das Böse – etwa in Gestalt eines Zombies mit Eidechsenzunge, der nur darauf wartet, die Familie ins Unheil zu reißen.

Leider sind die Waldgeister für die Kinder nicht sichtbar. Nur die Mutter (und wir, das Publikum) können sie sehen. Insofern stellt sich bald die Frage: Gibt es die Ungeheuer wirklich? Oder befinden wir uns in den Wahnvorstellungen einer psychisch Kranken?

Der französische Horror-Veteran Alexandre Aja („The Hills Have Eyes – Hügel der blutigen Augen“) lässt diese Frage weitgehend offen und inszeniert seinen (milden) Grusel als düsteres Familienmelodram im permanenten Survival-Modus.

Filmkritik zu "Never Let Go": Wald-Horror mit Halle Berry

Tolles Spiel von Halle Berry in "Never Let go"

Spannungslücken

Bedrohlicher als die Monster wirken die unterschiedlichen Wirklichkeitswahrnehmungen, die sich innerhalb der Familie einschleichen. Insofern funktioniert Ajas Wald-Horror nicht so sehr als Schocker als vielmehr als Psycho-Thriller, in dem sich eine „normale“ und eine „paranoide“ Sicht auf Welt gefährlich zu reiben beginnen. Dabei halten Halle Berry als ingrimmige Mutter und die beiden Buben durch ihr tolles Spiel über weite Strecken jene Spannung aufrecht, die durch die Lücken eines vertrackten Drehbuchs stetig zu entweichen droht. 

INFO: USA 2024. 101 Min. Von Alexandre Aja. Mit Halle Berry, Anthony B. Jenkins, Percy Daggs IV.

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