Filmfestspiele Venedig: Preis für Glawoggers Prostituierten-Doku

Filmfestspiele Venedig: Preis für Glawoggers Prostituierten-Doku
Mit "Whore's Glory" gewann der Österreicher Michael Glawogger den Jurypreis in der Nebenreihe Orizzonti.

Nein, der österreichische Filmemacher Michael Glawogger hat "überhaupt nicht damit gerechnet", heuer in Venedig ausgezeichnet zu werden.

Und dennoch hält er während des Gesprächs mit dem KURIER seinen Preis - einen "kleinen Löwen" - in den Händen: Für die Dokumentation "Whore's Glory" wurde ihm in der Nebenreihe Orizzonti der Spezialpreis der Jury zugesprochen. Ein schöner Erfolg, der den Österreicher sichtlich freut.

Ausschlaggebend sei gewesen, dass "ich so wertfrei an das Thema herangegangen bin", sagt Glawogger. "Das Thema", das ist die Prostitution. Der Filmemacher wurde dafür gelobt, dass er "einen so warmherzigen Film" darüber gemacht hat. Und dass er vor seinen Protagonistinnen "großen Respekt gezeigt" hat.

Erfolg

Filmfestspiele Venedig: Preis für Glawoggers Prostituierten-Doku

Denen Glawogger dann dankt: "Ich würde diesen Preis gerne heute nach Thailand, Bangladesch und Mexiko tragen, um den Frauen zu zeigen, wie außergewöhnlich das ist, was sie mir mit auf den Weg gegeben haben. Und dass sie wahrgenommen und verstanden werden." Was ihm der Preis bedeutet? "Dass ich weiter Filme machen kann", sagt er lachend. Was im Dokumentationsbereich nicht selbstverständlich ist. "Solche Preise zählen da schon."

Und noch ein weiterer Österreicher wurde gewürdigt: Josef Dabernig, der mit "Hypercrisis" in Venedig vertreten war, wurde von der Jury für den Europäischen Filmpreis in der Kategorie Kurzfilm nominiert.

Mit den Preisverleihungen am Samstag endete der heurige Wettbewerb um den Goldenen Löwen. Viele Filme auf dem 68. Festival von Venedig erzählten vom Katastrophischen. Wie etwa der US-Wettbewerbsbeitrag "4:44 Last Days on Earth" von Kultfilmer Abel Ferrara ("Bad Lieutenant").

Darin geht es im Angesicht des bevorstehenden Weltunterganges ziemlich entspannt zu. Was würden Sie tun, wenn Sie nur noch wenige Stunden zu leben hätten? Chinesisches Essen bestellen? Ein paar Yoga-Übungen machen? Noch möglichst viel Sex haben? Der einst für seinen radikalen Drogen-Lebensstil so berüchtigte Ferrara hält es jetzt offensichtlich mit den Buddhisten: Sein New Yorker Pärchen, gespielt von Willem Dafoe und der erheblich jüngeren Shanyn Leigh, kann im Angesicht des angekündigten Weltunterganges Bilder malen, die Beziehung diskutieren und ästhetisch sehr ansprechend gefilmten Sex haben.

Wie sich Ferrara das Ende der Tage in den Armen einer um viele Jahre jüngeren Frau vorstellt, ist in seiner Weltabgewandtheit beinahe bizarr. Was dennoch besticht, sind die New Yorker Originale, die es als Nebenrollen in seinen Film geschafft haben.

Herausragend

Radikales Außenseitertum radikal erzählt - das ist der britischen Regisseurin Andrea Arnold in dem herausragenden Film "Wuthering Heights" gelungen. Basierend auf Emily Brontës grausamen Melodram, verfilmte Arnold die unglückliche Liebesgeschichte als beinahe sprachloses Drama.

Mit furioser Handkamera wirft sich Arnold auf Details von Menschen und Landschaften, zeigt Haare, Felle, Knochen, Federn. Geschichte als Material - einzig das Interesse am Schicksal der Liebenden geht dabei verloren.

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