Menschen töten aus weiter Entfernung

Ethan Hawke (mit January Jones) als Soldat, der unter dem Drohnenkrieg leidet: „Good Kill“
Am Ende des Festivals leidet Ethan Hawke unter dem US- Drohnenkrieg. Und Franco spielt Faulkner.

Die großen amerikanischen Schwergewichte haben heuer im Wettbewerb von Venedig gefehlt. David Finchers Psychothriller "Gone Girl" etwa, und Paul Thomas Andersons "Inherent Vice" starteten nicht am Lido, sondern warten mit ihrer Premiere auf das Filmfestival in New York.

Hat das älteste Filmfestival der Welt, das Samstagabend mit der Verleihung des Goldenen Löwen endet (die Preisträger finden sie ab circa 20 Uhr auf KURIER.at), an Attraktion eingebüßt? Hat nun doch Nordamerika mit beinahe zeitgleich stattfindenden Festivals in Toronto, Telluride oder New York der alten Dame endgültig den Rang abgelaufen? Viele internationale Beobachter kratzen sich zu dieser Frage am Kopf, und eindeutige Antworten wird es wohl so bald nicht geben.

Das Wettbewerbsprogramm selbst begann fulminant mit Alejandro Iñarrítus hysterisch-witziger Superhelden-Tragikomödie "Birdman" – und ging dann mit starken Arthaus-Filmen weiter. Nur wenige Arbeiten, wie etwa Joshua Oppenheimers Genozid-Doku "The Look of Silence" konnten die Kritiker restlos begeistern. Doch insgesamt sorgte ein niveauvolles Programm für ein sehr befriedigendes Festival.

Die Wettbewerbsfilme

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Faulkner

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The Sound and the Fury - Biennale
Nicht nur, um einen Würdigungspreis abzuholen, sondern auch, weil er seinen neuen Film "The Sound and the Fury" präsentierte, reiste Star-Schauspieler James Franco (mit Vollglatze) nach Venedig. Franco hat schon öfters ins Regiefach gewechselt und knöpfte sich nun William Faulkners Südstaatenroman "The Sound and the Fury" vor. Sein kühnes, letztlich aber wenig dynamisches Familienporträt endet in Selbstmord und Alkoholismus. Sich selbst besetzte Franco mit der Rolle des behinderten Sohnes – nicht zuletzt seinen Produzenten zuliebe, wie er bei der Pressekonferenz zugab: "Die kennen meinen Wert an den Kinokassen."

Der in Neuseeland geborene Regisseur Andrew Niccol lieferte mit seinem interessant gescheiterten Militär-Drama "Good Kill" den letzten Beitrag – und brachte mit Ethan Hawke noch einmal Starpower an den Lido.

In "Good Kill" wird ein neuer Typus von Soldat untersucht, erklärten Andrew Niccol und Ethan Hawke während ihrer Pressekonferenz: Ein Soldat, der nicht mehr in sein Kampfflugzeug steigt und seine Einsätze über Afghanistan oder Pakistan fliegt; sondern einer, der morgens in einen Stahlcontainer in Nevada eincheckt und per Joystick Menschen auslöscht, die Tausende Kilometer entfernt sind. Der nach jedem Treffer "Good Kill" sagt und abends nach Hause geht, um mit Frau und Kind Grillparty zu feiern. Die Technologie des Drohnenkrieges und was sie mit der Psyche der US-Soldaten anstellt – ein spannendes und bislang im Mainstream-Kino unterbelichtetes Thema: Leider vergeigt Niccols sein Potenzial, in dem er es in die Konventionen eines Durchschnittsdramas packt. Ethan Hawke als zerquälter Flugzeugpilot, der nun per ferngesteuertem Drohneneinsatz seine Feinde wegpustet, hat ein Alkohol- und Eheproblem. Niccols verlagert den moralischen Konflikt, den diese Form der Kriegsführung mit sich bringt, ins Privatleben seines Helden und löst es auf vorhersehbare Weise. Schade, denn man hätte sich ein stärkeres Ende des Filmfestivals gewünscht.

Info: Die Gewinner von Venedig finden Sie ab circa 20 Uhr hier auf KURIER.at.

Die Gewinner der letzten Jahre

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