Sozialkritischer Auftakt mit Gerempel auf rotem Teppich

Sozialkritischer Auftakt mit Gerempel auf rotem Teppich
Das 68. Filmfestival in Cannes startet mit einem Film von Emmanuelle Bercot. Kein Beitrag aus Österreich im Hauptwettbewerb.

Sie ist nicht die erste, sondern die zweite Frau, die jemals mit einem Film das Festival in Cannes eröffnet: Emmanuelle Bercot, Schauspielerin und Regisseurin, wird mit "Standing Tall" am Mittwochabend das 68. Filmfest an der französischen Riviera einläuten. Allerdings außer Konkurrenz – also nicht im Bewerb um die Goldene Palme.

Die Frage, welche Rollen Frauen bei dem weltweit wichtigsten Festival übernehmen dürfen, schwelt schon seit einigen Jahren. Immer wieder wurde Festivalchef Thierry Frémaux vorgeworfen, (fast) ausschließlich Männer in den Hauptwettbewerb zu nehmen. Insofern war die ursprüngliche Ansage, heuer würde erstmals eine Frau den Eröffnungsfilm liefern, etwas peinlich, weil sie nicht stimmte: 1987 war Diane Kurys mit "A Man in Love" diese Ehre zugefallen.

Zwei Bewerberinnen – Valérie Donzelli und Maïwenn – haben es unter die 19 Wettbewerbsanwärter gebracht. Und nachdem Emmanuelle Bercot in einem davon – in dem französischen "Mon roi" – auch selbst mitspielt, kann sie heuer gar zwei Mal über den roten Teppich marschieren. Dort wird sie auf prominente Gesellschaft treffen: auf die Star-Schauspielerin Catherine Deneuve zum Beispiel, die in Bercots sozialkritischem Eröffnungsfilm die Bewährungshelferin eines Jugendlichen spielt.

Ebenfalls auf der Gästeliste: Cate Blanchett. Nach der Romanvorlage von Patricia Highsmith verfilmte der US-Regisseur Todd Haynes ("I’m not there") mit "Carol" eine lesbische Liebesgeschichte mit Cate Blanchett und Rooney Mara in den Hauptrollen. "Carol" läuft im Hauptwettbewerb.

Lebensmüde

Bei den Amerikanern geht noch Gus van Sant mit "The Sea of Trees" mit Matthew McConaughey als lebensmüdem Mann in Japan ins Rennen. Und dezidiert blutig wird der Beitrag des Australiers Justin Kurzel – eine "Macbeth"-Verfilmung mit Michael Fassbender und Marion Cotillard. Wer die Goldene Palme gewinnen wird, bestimmen nicht zuletzt Joel und Ethan Coen als Doppelvorsitz der Preis-Jury.

Außer Konkurrenz hat sich Natalie Portman mit ihrem Regiedebüt angekündigt: Sie zeigt "A Tale of Love and Darkness" – nach der Autobiografie von Amos Oz – und spielt darin eine Hauptrolle. Mit von der Partie auch der unvermeidliche Woody Allen mit "Irrational Man" (außer Konkurrenz): Joaquin Phoenix als Philosophie-Professor verliebt sich in seine – Überraschung! – junge Studentin (Emma Stone).

Als einziger österreichischer Beitrag läuft Peter Tscherkasskys Experimentalfilm "The Exquisite Corpus": Tscherkasskys Hommage an den Surrealismus feiert Weltpremiere im Rahmen der Quinzaine des Réalisateurs.

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