Filmfest München: Premiere für Brecht und neue Netflix-Serie
Partys, Spaß und bloß nicht zu viel Verantwortung – bei den neuen deutschen Kinofilmen, die dieser Tage beim 36. Filmfest München präsentiert werden, lässt sich durchaus ein roter Faden erkennen. Regisseur Henning Gronkowski begleitet in „Yung“ etwa vier junge Berliner auf ihren (berauschenden) Abenteuern durch die Großstadt, Jakob Lass (der 2013 in München mit „Love Steaks“ den Förderpreis gewann) porträtiert in „So was von da“ die letzte Nacht eines Musikklubs im Hamburger Vergnügungsviertel St. Pauli.
Neben hedonistischer (Berufs-)Jugend zeigt das Festival in der bayrischen Hauptstadt auch zutiefst Politisches: Eröffnet wurde vergangenen Donnerstag etwa mit „Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm“ von Joachim A. Lang. Es ist eine für den Zuschauer durchaus herausfordernde Erzählung über die Entstehung von Bert Brechts Film, mit einem Staraufgebot in den Hauptrollen: Lars Eidinger, Tobias Moretti, Hannah Herzsprung, Joachim Król und Robert Stadlober.
Auch abseits der Leinwand wurde es politisch: Der bayrische Ministerpräsident Markus Söder und Münchens Kulturreferent Hans-Georg Küppers lieferten sich bei der Eröffnung einen Schlagabtausch. Söders Ankündigung, dem Filmfest ab dem kommenden Jahr mehr Geld zur Verfügung zu stellen, damit dieses mit der Berlinale konkurrieren könne, stieß nicht bei allen auf Gegenliebe.
Dystopie und Idylle
In gleich drei Produktionen, die in München Premiere feier(te)n, ist Silberner-Bär-Preisträger Georg Friedrich zu sehen: Detlev Bucks „Asphaltgorillas“ wird Donnerstag Abend präsentiert, in „Ende Neu“ spielt Friedrich einen düsteren Heiler in einer postapokalyptischen Welt, in der scheinbar nur Männer überlebt haben.
Wesentlich freundlicher ist da schon die Kulisse in Wolfgang Murnbergers TV-Tragikomödie „Nichts zu verlieren“, Teil der Reihe „Neues Deutsches Fernsehen“: Darin überfällt Friedrich mit seinem Film-Bruder (Christopher Schärf, „Einer von uns“) einen Reisebus in den bayrischen Bergen, was – erwartungsgemäß – nicht nach Plan verläuft.
Serienspannung
Am Filmfest-Programm stehen auch neue deutsche Serien, etwa die Adaption von Patrick Süskinds Roman „Das Parfum“. Diese soll ab Herbst gleichzeitig bei ZDFneo und starten. Die Handlung von „Parfum“ – die Serie schreibt sich ohne bestimmten Artikel – hat mit dem Original nur wenig gemein: In klassischer Krimi-Manier ermitteln unter anderem Wotan Wilke Möhring und Juergen Maurer („Vorstadtweiber“) in einem Mordfall am verregneten Niederrhein.
Ins lustige Fach geht es hingegen bei „Labaule & Erben“ (gesprochen: Labohl) – einer Serie über eine Verlegerdynastie nach einer Idee von Harald Schmidt (unter anderem mit Uwe Ochsenknecht und Michael Ostrowski), die am Donnerstag erstmals gezeigt wird.
Das Filmfest dauert noch bis 7. Juli, die großen Highlights haben aber bereits stattgefunden: Emma Thompson, zweifache Oscar-Preisträgerin und kürzlich von der Queen zur „Dame“ ernannt, beehrte München, um ihren Film „Kindeswohl“ in Deutschland zu präsentieren. Terry Gilliam, Regisseur und Monthy-Python-Mitbegründer, hatte seinen Film „The Man Who Killed Don Quixote“ im Gepäck. Beide wurden mit dem CineMerit Award für ihre Leistungen im Filmbereich ausgezeichnet.
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