Festwochen: Ein unheimliches Märchen im dichten Wald

Festwochen: Ein unheimliches Märchen im dichten Wald
Kritik: "Kingdom" im Jugendstiltheater.

Irgendwo in der sibirischen Taiga leben zwei Familien, versteckt im Wald. Sie wollten der Zivilisation entfliehen, um ein Leben in Einklang mit der Natur zu leben. Doch obwohl die Familien miteinander verwandt sind, eskalieren Konflikte bald zum Krieg.

Ein Zaun wird errichtet, die „anderen“ werden nur verächtlich „die Nachbarn“ genannt. Während die ältere Generation an der Feindschaft festhält, suchen die Jungen nach Auswegen. Und das Ganze wird von einem Dokumentarfilm-Team festgehalten.

Die belgische Theatermacherin Anne-Cécile Vandalem kreiert für ihr Stück „Kingdom“ eine unheimliche, märchenhafte, sehr eigenartige  Atmosphäre, die einen in ihren Bann zieht, obwohl nicht immer klar wird, was hier real und was Fantasie ist.

Gespielt wird im wunderschönen Jugendstiltheater auf Französisch, es gibt deutsche und englische Übertitel. Es ist interessant, beide zu vergleichen, weil das Stück in jeder Sprache unterschiedlich wirkt (Deutsch ist offenbar unheimlicher).

Hunde

Die Bühne zeigt zwei Holzhütten und einige Bäume und einen Fluss. Außerdem spielen drei entzückende, perfekt trainierte Hunde mit. Als einer der Hunde offenbar vergiftet wird und ein Familienmitglied verschwindet, ist der brüchige Waffenstillstand im sibirischen Wald nicht mehr zu retten.

Das Spiel funktioniert auf zwei optischen Ebenen, einerseits auf der Bühne, andererseits durch Filmzuspielungen. Gespielt wird hinreißend gut, vor allem die Kinder sind großartig.

Am Ende greifen „die Wilderer“ an und alles wird sehr, sehr brutal. Ob die Geschichte mit der Befreiung der Überlebenden oder mit deren Vernichtung endet, bliebt unklar.

Nach der Vorstellung gibt es großen Applaus für einen sehr merkwürdigen Theaterabend zwischen Sage und Familienstudie, der sein Geheimnis nie preisgibt.

 

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