Starparade an der Rax
Wir sind immer noch auf der Suche nach etwas Neuem. Nur produzieren wir jetzt mit weniger Stress und viel mehr Vergnügen.“ Das sagen Renate und Peter Loidolt, die seit inzwischen 27 Jahren die Festspiele Reichenau leiten. Und auch 2014 gibt es in der Zeit von 1. Juli bis 4. August wieder großes Schauspielertheater an der Rax.
Fünf Produktionen bietet das Intendanten-Ehepaar Loidolt kommenden Sommer an; wie im Vorjahr werden heuer mehr als 41.000 Festspiel-Besucher erwartet. Was diese wiederum in Reichenau erwartet? Eine Uraufführung, eine Roman-Dramatisierung, zwei Klassiker und ein Kafka-Projekt.
Passend zum Gedenken an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren hat Nicolaus Hagg im Auftrag der Festspiele ein Stück über das Attentat von Sarajewo und das damit verbundene Ende der Monarchie geschrieben. Titel: „1914 – Zwei Wege in den Untergang“.
Kein Unterricht
Hagg thematisiert in seinem Drama einerseits die Motive der Attentäter, andererseits die fragwürdige Haltung des Wiener Hofes. Hagg: „Das soll kein Geschichtsunterricht werden. Es geht nicht um die historische Wahrheit. Nur um Möglichkeiten, wie sich die Dinge abgespielt haben könnten.“ Michael Gampe führt im Neuen Spielraum des Theaters Regie; die Hauptrolle des serbischen Geheimdienstchefs und Anstifters zum Attentat gestaltet Marcello de Nardo. Die jungen Attentäter rund um Gavrilo Princip wurden eigens für Reichenau gecastet. Intendant Loidolt: „Die Festspiele Reichenau verstehen sich seit jeher auch als wichtige Nachwuchsschmiede.“
Mutter und Tochter
Weitergeführt wird die erfolgreiche Schiene der Dramatisierungen großer Romane. Diesmal kommt Theodor Fontanes „Effi Briest“ (in der Fassung von Nicolaus Hagg) zu Bühnenehren. Dabei gibt Burgschauspielerin Regina Fritsch – sie wirkt auch selbst mit – ihr lang erwartetes Regiedebüt. Die Hauptrolle der unglücklich zwangsverheirateten Effi Briest übernimmt Fritschs Tochter Alina. Michael Dangl ist als Effis Ehemann zu sehen; weiters sind u. a. Martin Schwab, Hans-Dieter Knebel und Sascha O. Weis mit von der Partie.
Ehelicher Infight
Längst Tradition hat die Nestroy-Pflege. Miguel Herz-Kestranek spielt die Hauptrolle in Nestroys Posse „Unverhofft“ und will „die Menschen einfach zum Lachen bringen“. Regie führt Helmut Wiesner; es spielen u. a. Toni Slama, Brigitte Swoboda und Therese Affolter.
Neu hingegen ist die Auseinandersetzung mit dem Werk Franz Kafkas, dessen „Prozess“ gezeigt wird. Renate Loidolt hat aus Kafkas verstörendem Roman ein „liturgisches Passionsspiel“ mit Video-Projektionen und Live-Musik geformt. Als Erzähler fungiert Joseph Lorenz, Dominik Raneburger gibt Josef K., Chris Pichler gestaltet alle Frauenrollen. Renate Loidolt verspricht eine „literarische Delikatesse“.
Dazu kommen zwei Konzerte von Starpianist Rudolf Buchbinder sowie ein Auftritt der Pianistinnen Katia und Marielle Labèque.
470.000 Euro bekommen die Festspiele von der öffentlichen Hand. Der Fördervertrag mit dem Land Niederösterreich wurde zumindest bis 2016 verlängert. Auch allfälligen Rückzugsspekulationen bereitet das Ehepaar Loidolt ein Ende. „Wir behalten die kreative Leitung der Festspiele auf unbegrenzte Zeit.“
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