Zum Thema Shakespeare trugen etwa Elisabeth Halikiopoulos mit der Collage „Wicked Play“ und der szenischen Einrichtung von Tom Lanoyes „Königin Lear“ oder Henry Mason mit amüsanten „Schauküchen“-Analysen zu „Mass für Mass“ und „Wie es euch gefällt“ bei. Das Südböhmische Theater aus Budweis, etwa 40 Kilometer Luftlinie entfernt, gastierte mit einer konventionell-modernen, etwas grellen, aber klar erzählten „Hamlet“-Inszenierung: Dan Kranich als verzweifelter Held rappt zwischendurch auf Tschechisch.
Das Schubert Theater begeisterte mit dem Puppenspiel „Shakespeare im Blut“: Ein Schauspieler, der sich für den größten Shakespeare-Tragöden hält, lädt seine Kritiker ein, um die Lieblingsmorde aus „Richard III.“ und anderen Stücken durchzuexerzieren – in Szenen voll Horror und Humor.
Seelenstriptease
„Eine Nacht mit Lady Macbeth“ hingegen hatte am zweiten Wochenende nur am Rande mit Shakespeare zu tun: Eine arbeitslose Schauspielerin verdingt sich als ehrbare Dirne. Sie soll einem an den Rollstuhl gefesselten Mann an dessen Geburtstag eine schöne Nacht bescheren. Was aus vielerlei Gründen gar nicht so einfach ist. Die Schauspielerin legt einen berührenden Seelenstriptease hin. Geschrieben und inszeniert wurde das auch amüsante Stück, das ein Tabu-Thema aufgreift, von Magdalena Marszałkowska – im Auftrag von Valentin Schuster, der, hoch gebildet, aufgrund seiner Erkrankung (Tetraparese) nicht viel mehr als Stichworte herausbringt. Andrea Nitsche meisterte die schwierige Rolle bravourös.
Marszałkowska, in Krakau geboren und in Wien lebend, begeisterte 2022 als Autorin in Residence mit pointierten Dialogen. Die Komödie „Hier liegt der Hund begraben“, damals szenisch gelesen, kam nun im Hof der alten Bäckerei zur Aufführung. Der Streit um einen Schrebergarten zwischen einem Penner (Flo Sohn präsentierte sich als gestylter Sportler) und einem Papa-Söhnchen (Simon Löcker) beginnt fulminant, findet aber kein schlüssiges Ende.
Regisseur Florian Thiel trug aber zumindest mit der Einrichtung von „Intendantenwechsel“ zu einem Highlight bei. Drei mächtige Direktoren nehmen die Bühne in Beschlag, verkörpert von Ed. Hauswirth, Regisseur mehrerer Gastspiele bei „Hin & weg“, Jérôme Junod, heuer Dramatiker in Residence, und Hausherr Zeno Stanek.
Ein Hahnenkampf
Die selbstgefälligen Machos überbieten sich gegenseitig mit Herrenmenschattitüde. Dieser Hahnenkampf erinnert, auch vom Sprachduktus her, am Ernst Jandls Abtausch zwischen einem Wissenschafter und einem Künstler in „Die Humanisten“. Autorin Armela Madreiter hat auch spitz die Vorgänge am Burgtheater verarbeitet (die große Bühne gebührt dem Chef, und wenn nach einem Vorfall einer sagt, dass nichts war, dann war eben nichts): Sie lässt die Staatssekretärin gleich drei „Intendantenwechsel“ vornehmen.
Madreiter, 1992 in Salzburg geboren, hatte im Vorjahr aus Litschauer Begebenheiten die „Chronik der nördlichsten Stadt“ erstellt. Das Stationendrama wurde auch heuer wieder von der Gruppe kollekTief mit dem Gesangverein aufgeführt, abgewandelt und ergänzt. Wiewohl Alina Schaller den Sprung zum Film („Breaking the Ice“) geschafft und Anton Widauer bereits eine Hauptrolle in Reichenau gespielt hat. Aber Litschau zieht eben magisch an.
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