Jung verstorbene Stars haben, sarkastisch formuliert, einen Vorteil: Niemand schaut ihnen beim Altern zu. Jim Morrison, John Lennon, Freddie Mercury, Kurt Cobain, Amy Winehouse bleiben ewig faltenfrei – was auch dabei hilft, ihre Musik spannfrisch im kollektiven Gedächtnis zu behalten. Kann sich jemand Falco im Rentneralter vorstellen? Hans Hölzel: Ja. Falco: Nein. Kunstfiguren werden nie pensionsreif.
Was Falco zur Ausnahmeerscheinung in Österreich macht: Er war und ist der einzige Popstar in diesem Land, der diesen Titel verdient. Er war Nummer eins in den amerikanischen Charts (im März 1986, mit der „Salieri-Version“ von „Rock Me Amadeus“), und streng genommen berechtigt nur das zum Platznehmen in der Ersten Klasse des Popstarwesens.
Davon abgesehen war er ein musikalisch-visuell-gesellschaftliches Gesamtkunstwerk, gebaut aus tollen Songs, Charisma und viel sonnenbebrillter Arroganz.
Schon als Bassist von Szene-Bands wie Spinning Wheel, Hallucination Company und Drahdiwaberl fiel Falco Ende der Siebziger-Jahre auf – er verhielt sich auf der Bühne wie ein Weltstar, obgleich damals niemand außer ihm wusste, dass er einer war.
Mit dem Lied „Ganz Wien“, aufgenommen noch mit Drahdiwaberl, einer goschert gerappten, zynischen Hymne auf die Wiener Drogenszene, startete er eine bemerkenswerte Solokarriere.
Falco mischte seine ganz eigene, wienerische Auslegung von Rap mit offen eingestandener David-Bowie-Verehrung und wurde rasch unwiderstehlich. Es folgten „Der Kommissar“ und das Album „Einzelhaft“, „Junge Roemer“, „Amadeus“ und „Jeanny“. Danach verlief sich seine Karriere langsam – erst der Tod brachte das große posthume Comeback.
Nur acht reguläre Studioalben hinterließ Hans Hölzel, aber die sind bemerkenswert gut gealtert. Manches, was damals verwirrend wirkte, klingt heute, als wäre es seiner Zeit weit voraus gewesen.
Würde Falco heute mit grauer Gel-Frisur bei Schlagernächten „Amadeus“ singen? Oder würde er zurückgezogen als Schriftsteller leben? Oder wäre er Pensionist in der Karibik, gemütlich dick und rund werdend?
Es tut ganz gut, dies nicht zu wissen.
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