Ex-Ministerin Karmasin über ihr TV-Comeback

 Ex-Ministerin Karmasin über ihr TV-Comeback
Für die Puls4-"Sommergespräche" liefert Karmasin wieder politische Analysen. Zum Start über Sebastian Kurz.

Wenige Monate nach ihrem Ausscheiden aus der Politik kehrt die ehemalige Familienministerin Sophie ins Fernsehen zurück: Ab morgen Mittwoch analysiert die Meinungsforscherin für die TV-Zuschauer wieder das politische Geschehen: Bei den Puls4-„Sommergesprächen“ (20.15, siehe Info am Ende des Artikels) wird sie aktuelle Umfragen liefern – und sich auch die Auftritte der Interviewgäste genauer ansehen.

Der erste ist niemand geringerer als Bundeskanzler Sebastian Kurz, dessen ÖVP die parteifreie Karmasin in die Regierung geholt hatte.

KURIER: Gibt es einen Gewissenskonflikts, wenn Ihr ehemaliger Kollege Sebastian Kurz zu Gast ist?

Sophie Karmasin: Nein, Gewissenskonflikt gibt es keinen. Im Vordergrund steht die neutrale Kommentierung der Umfrage. Es geht auch gar nicht darum, dass ich Erfahrungswerte in Bezug auf die Personen preisgebe, sondern Erfahrungen, die ich im politischen System gesammelt habe. Ich rede nicht über Parteien, sondern generell über den politischen Entscheidungsprozess. Ich habe mich auch nie parteipolitisch engagiert und war nie Parteimitglied.

Und wie sieht es bei ehemaligen politischen Gegnern aus?

Ganz genauso wie bei denen, mit denen ich zusammengearbeitet habe. Auch schon vor meiner Ministerzeit habe ich als Meinungsforscherin mit vielen Politikern zusammengearbeitet und sie persönlich gekannt. Es gab damals wie heute kein Problem. Was das professionelle Analysieren ausmacht, ist, dass man sich von seinen persönlichen Emotionen befreit. Das, was gesprochen wird, wird genauso wie der Auftritt nüchtern beurteilt. Der Eindruck misst sich an Körpersprache, an Kleidung, an Rhetorik. Wenn man sich rein von der Sympathie leiten ließe, wäre die Analyse sehr oberflächlich.

 Ex-Ministerin Karmasin über ihr TV-Comeback

Haben Sie seit Ihrer Zeit als Ministerin einen anderen Blick auf Interviews?

Ja, das glaube ich schon. Jeder Beruf schaut von außen anders aus, als er sich drinnen anfühlt. Ich kann jetzt natürlich wesentlich besser nachvollziehen, was es bedeutet, wenn man im TV-Studio sitzt und eine Stunde lang Rede und Antwort stehen muss – und dabei auch einen guten Eindruck machen und überzeugen soll. Man fragt sich manchmal auch, warum vorschnelle oder heikle Antworten passieren, sogenannte Aufreger. Der Stresslevel in einem Fernsehinterview ist enorm hoch und da ist letztendlich nicht alles wohlüberlegt, obwohl natürlich jeder gut vorbereitet ist. Aber in einer Stresssituation verläuft nicht immer alles nach Plan und dann passieren überraschende Antworten.

Sind Ihnen auch solche Missgeschicke passiert?

„Missgeschick“ ist vielleicht übertrieben. Es waren keine großen Aufreger dabei, aber da oder dort: Ja, sicher.

Waren Sie mit den Analysen von anderen Meinungsforschern immer einverstanden?

Im Laufe der letzten vier Jahre habe ich immer wieder verschiedene Erklärungen für Dinge gehört, wo man – wenn man selbst in dem System ist – sagt: Das stimmt einfach nicht. Manchmal werden Dinge überinterpretiert und dann wieder unterinterpretiert. Das politische System ist schon ein sehr eigenes: mit Spielregeln und Gesetzen, die man von außen manchmal nicht vermuten würde; auch nicht für möglich halten würde. Deswegen ist die Einsicht von innen natürlich ein guter Input.

Welche Einsichten können Sie da mitbringen?

Da geht’s um Symbolik, um Aussagen. Bei gewissen Argumentationen und Code-Wörtern kann ich als ehemaliger Insider verstehen, was eigentlich gemeint ist.

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" Sommergespräche" im Frühling:

Die Sendung
Puls4-Infodirektorin Corinna Milborn lädt die Chefs der wichtigsten Parteien ab morgen  zu verfrühten „Sommer- gesprächen“.  Die Terminwahl ist u. a. der Fußball-WM geschuldet, die ab Mitte Mai Sendeplätze belegen wird. Analysiert werden die Interviews von Sophie Karmasin, Puls4-Anchorman Thomas Mohr und je  einem wechselnden Journalisten.


Die Termine
Den Anfang macht morgen Kanzler Sebastian Kurz ( ÖVP). Danach geht es immer montags weiter: Am 28. Mai folgt Noch- NEOS-Chef Matthias Strolz, am 4. Juni Christian Kern (SPÖ). Den Abschluss bildet am 11. Juni eine Doppelfolge mit Heinz-Christian Strache (FPÖ), um 21.35 Uhr mit Werner Kogler (Grüne). Die Liste Pilz wurde angefragt, noch gibt es keinen Termin.

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