Dabei wird die Familiengeschichte aufgearbeitet. Sohn und Mutter wurden beide Opfer von Vergewaltigungen, der Vater hat sich aufs Reichwerden verlegt, der Großvater war ein unbelehrbarer Nazi.
In gnadenlosen Dialogen, liebevoll und gewalttätig gleichzeitig, durchsetzt von Literatur-Zitaten, versuchen Mutter und Sohn, ihre Beziehung zu ordnen. Die Reise, die möglicherweise nur in der Fantasie stattgefunden hat, endet in einer psychiatrischen Klinik in Winterthur, aber auch Winterthur kann, wenn man sich bemüht, Afrika sein, und der Tod lächelt uns freundlich zu.
Heiterkeit
Die Bühne (Nina Wetzel) bildet die bis auf ein grünes, rundes Sofa kahle Lobby eines Hotels ab, also einen klassischen Nicht-Ort. Dieses Sofa wird für die Protagonisten zur ganzen Welt. Das zentrale Motiv der Handlung ist die Kreisbewegung: Gelingt es den Figuren, aus dem sich ewig drehenden Rad der Vorwürfe auszubrechen?
Itay Tiran hat diesen durchaus schweren Stoff mit Mut zur Heiterkeit inszeniert. Seine Regie betont den fantastischen Charakter der Geschichte: Ob Sofa, Rollator oder Spielzeugauto – alles kann hier zum Verkehrsmittel werden.
Barbara Petritsch und Johannes Zirner spielen fulminant, mit großer Freude an Krachts hinreißender Sprache, selbst kleine Textpannen oder im Publikum läutende Handys werden sofort zu feinen Pointen. Gleichzeitig ist dieses Spiel von großer Zärtlichkeit getragen.
Müll
Der 100 Minuten kurze Abend funktioniert als gespielte Familienaufstellung ebenso wie als Abrechnung mit der sich immer ums Geld drehenden Schweiz (das Geld wird hier mit Müll, also Trash, gleichgesetzt). Und er ist auch ein wehmütiger Abgesang auf das „alte Europa“ der Kultur und der Philosophie.
Am Ende gibt es großen, langen Applaus für eine sehenswerte Inszenierung.
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