Das Drehbuch zu „Drive-Away Dolls“ schrieb Ethan Coen nicht allein, sondern gemeinsam mit seiner Frau und langjährigen Editorin Tricia Cooke, die sich selbst als queer bezeichnet. Als Ethan Coen sie erstmals auf ein Date bat, lehnte sie seine Avancen mit dem Satz „Ich bin nicht interessiert, ich bin lesbisch“ ab. Schließlich wurden die beiden trotzdem ein Paar, haben gemeinsam zwei Kinder und jeweils noch einen anderen Partner.
Allerdings ist das Familienprojekt von Coen und Cooke fast spannender als ihr beschleunigtes B-Roadmovie, dessen Motor trotz erhöhtem (Sprech-)Tempo nie so recht anspringen will.
Zwei junge lesbische Freundinnen namens Jamie und Marian überstellen ein Auto nach Florida. Was sie nicht ahnen: In ihrem Kofferraum befindet sich heiße Ware, die nicht für ihre Augen bestimmt ist. Flugs heften sich zwei trottelige Gangster auf ihre Fersen und versuchen, ihnen das begehrte Frachtgut wieder abzujagen.
One Night Stands
Ethan Coen spickt die höchst vorhersehbare Handlung mit skurrilen Einfällen, deren Pointen leider nun bedingt zünden. So spricht in der englischen Originalfassung Margaret Qualley – Tochter von Andie MacDowell – in ihrer Rolle als Jamie mit derartig starkem Südstaatenakzent, dass er bald die Wirkung eines nervtötenden Spezialeffekts entwickelt. Im zugespitzten Sitcom-Redefeuer versucht die sexhungrige Jamie, ihre zugeknöpfte beste Freundin Marian locker zu machen. Doch Marian liest lieber Henry James, als in Lesben-Bars Girls aufzureißen. Ohnehin will sich zwischen den beiden Frauen trotz angestrengter Verweise auf ihre Freundschaft keine rechte Chemie einstellen.
Während sich Jamie in freizügigen Sexszenen ihren One-Night-Stands hingibt, prügeln sich im Windschatten der flotten Frauen die doofen Verfolger. Ihre stilisierten Gewaltakte, getaucht in lakonisch schwarzen Humor, wirken „typisch Coen“; der queere Einfluss der jungen Ladys hingegen sorgt für No Country for Old Men. Selbst Matt Damon und sein bestes Dildo-Stück müssen sich in einem bizarren Gastauftritt schnell wieder verabschieden.
Doch all die durchwegs gewitzten Zutaten ergeben noch lange keine gelungene Mischung aus versiertem Genre-Kino und lustvollem Movie-Trash. Ethan Coen hat bereits angekündigt, demnächst wieder mit seinem Bruder Joel ins Filmgeschäft zu kommen.
INFO: USA 2024. 84 Min. Von Ethan Coen. Mit Margaret Qualley, Geraldine Viswanathan.
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