Essl Museum: Schönheit und Vergänglichkeit

Essl Museum: Schönheit und Vergänglichkeit
Ohne viel Theorie präsentiert das Essl Museum große Kunst zu großen Themen.

Eigentlich kann man sich an diesen Kategorien nur überheben: "Schönheit und Vergänglichkeit", das sind Begriffe wie alte, ledrige Medizinbälle, die Philosophen und Kunsthistoriker seit Generationen durch die Ästhetikseminare kicken. Themen, bei denen die Regale knarren unter der Last der Bücher, die dazu geschrieben wurden.

Luftig

Essl Museum: Schönheit und Vergänglichkeit

Die Eisentraverse und die Regale, die hinten im großen Saal des Essl Museums platziert wurden, sind gewiss auch schwer. Und doch zeigen die vom Künstler Jannis Kounellis gefertigten Objekte die Leichtigkeit, mit der die neue Essl-Schau an ihr Motto herangeht: Ohne viel Begriffsarbeit dürfen hier Kunstwerke sprechen und Assoziationen lostreten - die Schau ist bewusst reduziert gehalten, um Platz für Gedanken zu lassen.

Eigentlich, erklärt Kurator Andreas Hoffer, ging es zunächst nur darum, das 1999 speziell für das Museum geschaffene, titellose Kounellis-Werk wieder einmal zu präsentieren: Jahrelang lag die extra für den Eisenträger installierte Verankerung im Boden. Der Künstler hatte Teile von Booten an den Träger gehängt, auf den Regalen liegen Jutesäcke - ohne dass eine Aufschlüsselung vorliegt, wirken die Objekte wie Schwemmgut der Geschichte des Museums an der Au.

Im übrigen Raum, in dem Hoffer assoziativ Werke aus der Sammlung platzierte, ist Kunst vor allem Kristallisationspunkt. Ausformuliert werden die möglichen Erzählungen anderswo: Zur Schau ist ein Lesebuch mit Texten (vorwiegend) junger Autorinnen und Autoren erschienen, die sich an den Kunstwerken, den Begriffen oder auch dem Konzept an sich rieben.

Orientierungslos

Essl Museum: Schönheit und Vergänglichkeit

Fabian Faltin stellt etwa eine Verbindung zwischen der Orientierungslosigkeit in Antoni Tapies' Bildern und dem Klosterneuburger Mega-Baumax her. Erwin Uhrmann imaginiert einen jungen, verschnupften Jörg Immendorff, der in der Physikstunde von der Entropie erfährt. Alexander Peer ventiliert sein Unbehagen angesichts der schattenhaften Porträts von Zoran Mušič. Und er fragt, wie viele Stichsägen er wohl am Schwarzmarkt verkaufen müsste, um Jörg Immendorffs Bild "Kampf der Zeit" (2005) zu erstehen.

Bei aller Vielfalt tappt die Schau nicht in die Falle der Beliebigkeit: Die Kombination von Literatur erweist sich gerade deshalb als fruchtbar, weil sie Möglichkeiten zur Identifikation vorzeigt, zugleich aber vieles offen lässt. Das Essl Museum, das sich immer wieder den Abbau von Zugangshürden zur Kunst auf die Fahnen schreibt, erreicht sein Ziel hier auf sehr clevere Weise.

Kunst & Literatur: Schönheit bei Essl

Essl Museum: Schönheit und Vergänglichkeit

Die Schau "Schönheit und Vergänglichkeit" läuft bis 22. 1. 2012. Gezeigt werden Arbeiten von Jörg Immendorff, Jannis Kounellis, Zoran Mušič, Marc Quinn, Daniel Spoerri und Antoni Tàpies. Das Buch zur Schau kostet 32 Euro, Autoren halten Lesungen im Museum ab.

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