Essl-Auktion: Die Zugpferde lahmten

Der internationalen Klientel hatte man die Essl-Sammlung primär als Schatztruhe der deutschen Malerei seit den 1970er Jahren ans Herz gelegt. Aber bei der Auktion, die zur Refinanzierung der „Rettung“ der Klosterneuburger Sammlung von Christie's in London inszeniert wurde, lahmten die Zugpferde: Das am höchsten eingeschätzte Werk, „Netz“ von Gerhard Richter (1985), blieb mangels ausreichend hoher Gebote unverkauft – kurz nachdem der Hammer gefallen war, sicherte es sich jedoch ein Käufer um 5,5 Millionen Pfund; ein Wert unterhalb des Schätzpreises. Auch der zweite Hoffnungsträger, Richters vierteiliges Bild „Wolken“ (1970), erzielte mit 5,5 Millionen Pfund (Hammerpreis) gerade einen Preis oberhalb des unteren Schätzwerts und war damit das teuerste Los der Auktion.

Insgesamt erzielte die Auktion 46,861.500 Pfund (exklusive Zuschläge: 40.060.000 Pfund/ ca. 51.000.000 Euro; das posthum verkaufte Richter-Gemälde nicht eingerechnet). Das entspricht in etwa dem unteren Schätzwert der gesamten Auktion, die von Christie's als wertvollste Auktion einer Einzel-Sammlung in der Geschichte des Londoner Hauses beworben worden war.

Zwar verkauften sich etliche Werke durchaus passabel, für eine Fotoserie von Bernd und Hilla Becher und eine Skulptur von Georg Baselitz („Meine neue Mütze“, 2003) wurde mit 1,4 Mio Euro ein neuer Rekord (für eine Skulptur) erzielt. Allerdings lag der „Rekordpreis“ bereits unter dem Schätzwert. Für Aufsehen im Saal sorgte das Bietergefecht um das allererste Los der Auktion: Die Skulptur "Aggregate" von Antony Gormley stieg auf einen Hammerpreis von 1,05 Millionen Pfund (mit Prämien 1,258.500 Pfund/1,595.778 Millionen Euro). Das war das Fünffache des oberen Schätzwertes.

Interesse an Polke

Regen Zuspruch verzeichneten zudem Werke von Sigmar Polke, der gerade international „entdeckt“ wird und mit einer großen Schau in der Tate Modern in London vertreten ist. „Indianer mit Adler“ war mit 5,12 Mio Pfund (inkl. Zuschläge, 6,49 Mio. Euro) das zweitteuerste Bild der Auktion. Essl hatte das Bild 1997 in New York um 200.500 US-Dollar ersteigert. „Die Essls sind Zeitgeist in London“, sagte Auktionsmanagerin Katharine Arnold vor der Auktion im KURIER-Gespräch.

Doch der Zeitgeist war nicht immer im Auktionssaal präsent: ein Werk des einstigen „Enfant Terrible“ Martin Kippenberger blieb unverkauft, ebenso eine Schweine-Skulptur von Paul McCarthy und ein Werk des Spaniers Eduardo Chillida. Sie könnten freilich ebenfalls posthum verkauft werden.

Karl Heinz Essl saß selbst an der Seite seines Sohnes im Saal und wirkte nachdenklich. Der zur Refinanzierung seines Sammlungsverkaufs nötige Betrag war ihm vorab garantiert worden. Der erhoffte Überschuss blieb aus.

Die Versteigerung der 44 Bilder ist nur eine Maßnahme von Karlheinz Essl, die von ihm gegründete Kette bauMax vor dem Aus zu bewahren. Im September hat der Industrielle Hans Peter Haselsteiner 60 Prozent der Kunstsammlung erworben, mehr als 100 Mio. Euro flossen an Banken. Weiters verkaufte die Kette ihre verlustbringenden Töchter in Bulgarien und Rumänien und befindet sich zudem auf dem Rückzug aus der Türkei. Zum Verkauf steht nun noch die Gesellschaft in Kroatien mit sieben Standorten.

bauMax will sich künftig auf Österreich sowie Tschechien, Slowakei, Ungarn und Slowenien konzentrieren. Damit soll der Schuldenberg (mehr als eine Mrd. Euro Ende des Vorjahres) abgetragen und eine zukunftsfähige Basis hergestellt werden. Ein Baustein dazu ist ein neues Filialkonzept. In der Vorwoche wurde dieses am Standort in Asparn/Langenrohr bei Tulln präsentiert. Ziel der Neuausrichtung sei, so Geschäftsführer Thomas Marx, noch mehr Service zu bieten.

7200 Quadratmeter Größe blieben unverändert, die Fläche wirke aber nun größer, weil sehr hell und mit Bildern ausgestaltet, so Marx. Es gibt WLAN, auf iPads findet man Infos zu diversen Produkten oder kann sich sein Badezimmer in 3-D planen (lassen). Eine „Pflanzeninfothek“, abrufbar über iPad oder QR-Code, gibt Tipps, ein neues Leitsystem soll bessere Übersicht im Markt bieten. Online-Bestellungen sollen ab 2015 möglich sein. Dann sollen auch die anderen heimischen Filialen sukzessive umgebaut werden.