Großer Österreichischer Staatspreis geht an Erwin Wurm

epa03154779 Austrian artist Erwin Wurm poses in front of his installation 'Beilage' (2011) at the exhibition 'Art and Press' held at the Martin-Gropius-Bau in Berlin, Germany, 22 March 2012. 56 international artists are featured during the exhibition that runs from 23 March to 24 June. EPA/STEPHANIE PILICK
Der Künstler ist mit schrägen Skulpturen weltweit bekannt.

Es ist nicht falsch, Erwin Wurm als „Bildhauer“ zu bezeichnen – selbst wenn der gebürtige Steirer seine Werke nicht behaut, sondern Menschen fotografiert, Fiberglasboote und Autos mit viel Aufwand umbauen lässt oder Bilder – wie in der aktuell in der Albertina gezeigten Serie „De profundis“ – mit groben Strichen übermalt.

In der genannten Ausstellung, für die Wurm Künstlerkollegen fotografierte, wies er noch zurück, dass es ihm um die Darstellung von Alter oder gar Verfall gehe.

Dass der 58-Jährige nun, wie Kulturministerin Claudia Schmied (S) am Mittwoch verlautete, den Großen Österreichischen Staatspreis erhält, weist aber zumindest darauf hin, dass er einen Punkt erreicht hat, an dem er auf ein Lebenswerk zurückblicken darf: Der mit 30.000 Euro dotierte Preis, der jährlich nach einem nicht festen Rotationsprinzip in den Kategorien Bildende Kunst, Literatur, Musik oder Architektur vergeben wird, ist so etwas wie der Ritterschlag der heimischen Kunstwelt.

Den Begriff der erweiterten Skulptur hat Wurm gewiss nicht erfunden – doch er setzte ihn in einer aufsehenerregenden, bisweilen komischen und durchaus auch populären Weise um. Seine „One Minute Sculptures“, für die er Menschen in seltsamen Posen festhielt, schafften es in ein Video der „Red Hot Chili Peppers“ und – mit Claudia Schiffer als Model – in die Vogue.

Das österreichische Wesen, das Wurm nicht zuletzt an seiner Familie studierte, gab ihm oft den Anstoß zu ironischen Werken, die aber am internationalen Markt beste Resonanz fanden und weiterhin finden. (Mittelständische) Statussymbole wie angeschwollene „Fat Cars“ oder umgedrehte bzw. verzerrt nachgebildete Einfamilienhäuser platzierte Wurm an spektakulären Orten wie dem Dach des mumok (2006) oder der Accademia-Brücke in Venedig (2011).

Aktuell ist ein verformtes Segelboot am Dach des „Hotel Daniel“ am Wiedner Gürtel (nahe Belvedere und einstigem Südbahnhof) das wohl spektakulärste Wurm-Objekt im öffentlichen Raum in Wien. Nach der Albertina zeigt die Salzburger Rudolf Budja Galerie ab kommenden Sonntag Werke Wurms seit 1989; in Sichtweite der Galerie sind Wurms „Gurken“-Skulpturen aufgestellt: Jede ähnlich, und doch jede anders. Eindeutig identifizierbar zu bleiben und sich nicht nur zu wiederholen – das ist wohl auch Rezept, mit dem der nunmehrige Staatspreisträger bis heute in der Kunstwelt besteht.

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