Molden und Nino aus Wien: Zwei kreative Fetzenschädeln und ein Clown

Molden und Nino aus Wien: Zwei kreative Fetzenschädeln und ein Clown
Ernst Molden und der Nino aus Wien über ihr neues Album „Zirkus“, ihre Welten und ein Nashorn.

Nach „Unser Österreich“ (2015) haben sich die Liedermacher Ernst Molden und der Nino aus Wien zum zweiten Mal für ein Album zusammengetan: Die Liedersammlung heißt „Zirkus“ – und ist gleichzeitig der Soundtrack zum Film „Ein Clown, ein Leben“ über den Roncalli-Gründer Bernhard Paul.

Dafür haben die beiden zum ersten Mal zusammen Lieder geschrieben – nicht nach Lehrbuch, sondern nach Gefühl. Ernst Molden: „Wir sind kreative Fetzenschädeln, die ihren Träumen nachgehen.“ Nino Mandl: „Es ist sich gut ausgegangen.“

Beide haben erst spät eine Beziehung zum Zirkus entwickelt. Molden: „Mein Vater war zirkusbesessen. Ich war das nur bedingt. Die Clowns haben mir immer leidgetan, weil sie ausgelacht wurden.“ Mandl: „Und die Viecher haben dir nicht leidgetan?“

Der reitende Tiger

Molden: „Bei ,Artisten, Tiere, Attraktionen‘ gab es eine Nummer, bei der ein Nashorn, vielleicht durch Pulver ruhiggestellt, zehn Runden stoisch um die Manege gelaufen ist, auf seinem Rücken ein Tiger, der nichts anderes getan hat, als furchterregend zu brüllen. Da habe ich eine tiefe Traurigkeit in diesem brüllenden Tiger wahrgenommen. Trotzdem war das für mich sehr aufregend.“

Mandl: „Ich habe einmal zum Geburtstag die Teilnahme an einem Kinder-Zirkus-Workshop geschenkt bekommen. Der hätte vier Tage gedauert, aber ich war nur zwei Tage dort, weil mir fad war. Aus mir wurde kein Artist.“ Molden: „Ich finde, der Zirkus glänzt vor allem in einer armen, ereignislosen Welt. Da muss der Zirkus nicht viel tun ...“ Mandl: „ ... nur in die Stadt kommen.“

Das Album wurde bewusst sehr karg aufgenommen: Man hört nur zwei Stimmen, zwei Gitarren und manchmal eine Ziehharmonika. Mandl: „Das ist unser Bandsound.“ Molden: „Für ,Unser Österreich’ wollten wir diese Austropop-Lieder, die im Original sehr opulent aufgenommen waren ...“ Mandl: „... skelettieren.“ Molden: „Überlebt haben diese Lieder aber an den Lagerfeuern dieser Welt, wo sie meist in der Halbfetten zu zwei Gitarren gesungen wurden.“

Läge bei einem Album über den Zirkus nicht eine Zirkuskapelle nahe? Mandl: „Das hätten wir machen können. Aber vielleicht ist es besser, man hört die nur im Kopf.“

Das Spannende an diesem Duo: Aufs erste Hören passen die beiden Stimmen nicht zusammen, Nino Mandl klingt immer, als wäre er gerade aufgewacht, Molden phrasiert dagegen sehr künstlerisch, gestaltet seine Texte. Molden: „Ich finde, unsere Stimmen passen hervorragend zusammen!“ Mandl: „Ich kann nur sagen, dass ich gerne mit ihm singe. Und dass ich es mag, wie unsere Stimmen miteinander klingen.“

Molden ergänzt: „Manchmal weiß ich gar nicht, ist das jetzt er, der singt, oder bin es ich? Wir kommen uns so nahe, wie es geht.“ Mandl: „Wir zeigen uns gegenseitig unsere Welten.“

Auftreten

Wenn es möglich ist, wollen sie mit diesem Album auf Tour gehen: Auftritte sind geplant (z. B. 9. April, Kulturszene Kottingbrunn; 13. und 14. April, Rabenhof Wien), aber die beiden haben sich abgewöhnt, etwas als fix anzunehmen. Molden hat außerdem zwei weitere Platten fertig: Eine mit dem „Frauenorchester“ und eine in der Formation Molden/Resetarits/Soyka/Wirth. Weiters ist ein Dokumentarfilm über eine Tournee in der Pipeline. Mandl hat in der Lockdown-Zeit Dutzende Song-Ideen skizziert, die er jetzt ausarbeiten will.

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