Entdeckung aus 1904: Elefant Billy und die Giraffin Dolorosa

Entdeckung aus 1904: Elefant Billy und die Giraffin Dolorosa
Der Dichter Erich Mühsam blödelte einmal mit großer Lust - wodurch ein Kinderbuch entstand.

„Sich fügen heißt lügen.“
Erich Mühsam, Dichter und Anarchist und Antimilitarist, war von den Nationalsozialisten unverzüglich 1933 ins KZ transportiert worden, wo man ihn prügelte und ihm Gift injizierte und seine Leiche auf dem Abort aufhängte ... „zum „Beweis“, der Berliner habe leider Selbstmord begangen.
Notwendiger Bürgerschreck war er immer gewesen, aber zumindest einmal war Mühsam ein lustvoll blödelnder. Da ließ er am Kongostrand den Elefanten Billy eine Giraffin heiraten (und u.a. nach Berlin reisen).
Obwohl das Nashorn ein harter Konkurrent war. In einem Brief vom Ernstchen an Dolorosa stand:
„Ich liebe dich, o Doloros’
Auf ewig!
Dein Rhinozeros.“
1904 erschien das Buch „Billy’s Erdengang“. (Heutzutage wäre es ein Fehler, bei Eigennamen im Genitiv ein Apostroph zu setzen.  Damals gehörte es sich wohl so.)
Mühsam dichtete gemeinsam mit dem Schriftsteller Hanns Heinz Ewers, ein Freund – ehe Ewers sich den Nationalsozialisten andiente.
Vor allem der  immer wiederkehrende Reim, wonach sich Billy, „weil er beschmutzt, / mit Anstand seinen Rüssel putzt“, holpert ausgelassen durch diesen Nachdruck der Originalausgabe.
Ein aus der Zeit gefallenes Kinderbuch? Total. Für diejenigen, die es 1904 erstmals durchgeblättert haben, wird es ein wunderbares Wiedersehen geben. Stimmt, das werden nicht viele sein. Für alle anderen ist es eine Entdeckung.

 

Erich Mühsam und Paul
Haase (Zeichnungen):

„Billy’s
Erdengang“
Walde + Graf.
32 Seiten.
14,55 Euro.

KURIER-Wertung: ****

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