Endless Wellness: Schlechte Zeiten für Kuschelmusik

Vier Personen posieren vor einem hellen, verschneiten Hintergrund.
Die aus Salzburg stammenden Wahl-Wiener legen mit „Was für ein Glück“ ihr Debütalbum vor. Ein Werk voller Ecken und Kanten, Zweifel und Fragezeichen.

Da die Salzburger Innenstadt nicht gerade für ihre lebendige Subkulturszene (alles abseits von Mozart, Festspielen und Rupertikirtag) bekannt ist, trifft sich die Jugend gerne am Salzachufer. Dort, wo noch kein Konsumzwang herrscht, wird bei ein paar Dosenbier über die (noch) nicht gemachten Hausaufgaben, die nervigen Eltern und eine mögliche Flucht (nur schnell weg von hier) nachgedacht. Denn nach der Matura, so die Hoffnung, beginnt das richtige Leben ...

Und genau dort, also am Salzachufer, haben sich damals, das war vor zirka dreizehn Jahren, auch Philipp Auer, Milena Klien, Adele Ischia und Hjörtur Hjörleifsson immer wieder mal getroffen. Dass sie in Wien einmal eine Band namens Endless Wellness gründen werden, konnte damals natürlich noch niemand ahnen.

Verliebt

Außerdem gingen die Freunde erst einmal getrennte Wege: Milena Klien ging zum Beispiel zum Studieren nach Köln und Philipp Auer nach Wien, um sich dort erfolgreich fürs Max Reinhardt Seminar zu bewerben. „Ich war eigentlich der Einzige, der mit Musik weitergemacht hat“, sagt der gebürtige Isländer Hjörleifsson, der seine ersten musikalischen Gehversuche mit der Salzburger Band Chili and the Whalekillers gemacht hat. 

Zusammen mit dem Liedermacher Ariel Oehl gründete der Multiinstrumentalist auch noch das Musikprojekt Oehl, dessen Debütalbum „Über Nacht“ (2020) für Furore sorgte: Die Band wurde von Herbert Grönemeyer entdeckt und auf seinem Label Grönland Records unter Vertrag genommen. Kurz vor dem dritten Album stieg Hjörleifsson aber bei Oehl aus, um sich voll und ganz auf sein neues Baby, auf Endless Wellness konzentrieren zu können.

„2021 hat mir der Philipp zum ersten Mal Skizzen seiner Songs gezeigt. Als ich die gehört habe, war ich sofort verliebt und habe gesagt: ,Du brauchst eine Band’“. Dieses positive Feedback hat Auer dann dazu motiviert, weiterzumachen. „Wir haben gleich einmal Adele gefragt, ob sie Gitarre spielen möchte. Sie war sofort dabei. Und Milena zog auch gerade nach Wien“, erinnert sich Auer. Damit waren Endless Wellness geboren. Was fehlte, war eine Schlagzeugerin, ein Schlagzeuger. Da sich der Vierer diesbezüglich nicht festlegen wollte, hat man sich für eine flexible Variante entschieden: Man setzte bei ersten Studioaufnahmen und Live-Auftritte auf Gastmusiker. Hinter dem Schlagzeug nahmen also mal Martin Brunner von der deutschen Band Das Moped, Clemens Pöchhacker, Patrick Huter sowie Dora de Goederen von den Dives Platz. Man will auch weiterhin mit verschiedenen Schlagzeugern zusammenarbeiten. Das macht die Sache flexibler.

Geprägt werden die elf Songs von einem naturbelassenen Lo-Fi-Sound, der rau, kantig, atmosphärisch klingt. „Wir haben auch bewusste Geräusche drinnen gelassen. So hört man im Hintergrund immer wieder auch Vogelgezwitscher, was total schön ist“, sagt Auer.

Sprache einer Generation

Was die Texte und die Aussprache betrifft, war für Auer von Anfang an klar, dass es nicht zu sehr nach Kunstsprache klingt. „Es würde sich nicht richtig anfühlen, wenn ich im Dialekt oder auf Hochdeutsch singen würde. Ich singe so, wie ich privat spreche, und da rutscht mir auch das eine oder andere englische Wort rein. Ich denke, das ist eine Sprache, die gerade in meiner Generation gesprochen wird. 

Der Albumtitel „Was für ein Glück“ kann unterschiedlich interpretiert werden. Ist es ein Ausruf der Freude, oder vielmehr ironisch gemeint? Die Band gibt darauf keine Antwort. Nur so viel: „Der Titel unterstreicht einfach die Ambivalenz der Glückssuche in unserer Gegenwart. Ich finde es wichtig, dass Musik keine Antworten liefert, sondern Fragenzeichen“, sagt Auer. „Und vielleicht spenden unsere Songs auch ein bisschen Trost und Hoffnung“, ergänzt Hjörleifsson. Oder wie heißt es in ihrem Song „Danke für alles“ treffend: „Ich möchte kein Eisbär sein / Ich möchte eine Zukunft“.

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