Den Rest der Geschichte schildert Mintz in seinem kürzlich veröffentlichten Buch „We All Shine On – John, Yoko und ich“ (Rowohlt) detailreich. Mit diesem „Mädchen“ hatte Lennon an diesem Abend „lauten, heftigen Sex“, was seine Frau Yoko Ono im Nebenzimmer mitangehört hat. Sie blieb, verließ die Party nicht. Lennons Ausrede am Tag danach war der Alkohol, den er aus Frust über die Wiederwahl von Richard Nixon getrunken hatte. Einerseits. Andererseits: „So was passiert. Ein Kerl betrügt seine Frau … wenn ich nicht berühmt wär, würde das niemand kümmern.“ Diese Aussage lässt den Ex-Beatle in keinem guten Licht erscheinen. Und Yoko? Sie war zwar niedergeschlagen, verletzt, aber verzieh ihm. Es war nicht der letzte Seitensprung Lennons ...
Illustre Nachbarn
Mintz’ Erinnerungen an seine Freundschaft mit John Lennon und Yoko Ono liefern Geschichten über diverse Ereignisse im Amerika der 70er- und frühen 80er-Jahre. Es sind Einblicke in die Beziehungsdramen des Paares, die damals Klatschspalten von Zeitungen füllten.
Und es sind auch noch die Memoiren des 1945 in New York geborenen Mintz, der kurz vor seinem Highschool-Abschluss beschloss, seinem Vater seine beruflichen Pläne mitzuteilen: „Ich habe mich fürs Radio entschieden.“ Dafür musste er Anfang der 1970er-Jahre ans andere Ende der USA ziehen – nach Laurel Canyon in Kalifornien.
„Es war ein ländlicher Zufluchtsort, und in der Luft hing der beruhigende Duft von Jasmin (und oft auch von Marihuana). Die Miete war leistbar. Man hatte seine Ruhe. Hier zu leben, hatte viele Vorteile“, erinnert sich Mintz. Es war ein Ort, an dem es viel Kreativität gab. Und Musik, „die fast zu jeder Zeit aus den offenen Fenstern der Häuser und Cottages wehte. Und zwar nicht irgendwelche Musik, sondern aufregende neue Sounds, engelsgleiche Harmonien und funkige Folk-Riffs. Als ich die ersten Bewohner des Viertels – Leute wie Joni Mitchell, Linda Ronstadt, Carole King, David Crosby und Stephen Stills, um nur einige meiner unmittelbaren Nachbarn zu erwähnen – kennenlernte und mich mit ihnen anfreundete, dämmerte es mir allmählich, dass ich in kein normales Wohngebiet gezogen war. Nein, ich war genau im Zentrum einer aufblühenden musikalischen Renaissance gelandet.“
Es war der perfekte Boden für einen aufstrebenden Radiomoderator. Denn der Großteil seiner Interviewpartner wohnte quasi ums Eck. Nachdem er sich Yoko Onos Album „Fly“ gleich zweimal hintereinander angehört hatte, wollte er unbedingt mit ihr sprechen. „Und das mit Yoko war bloß der Anfang. Bald sollte ich John kennenlernen“, schreibt Mintz. So begann eine Beziehung, die andauern sollte – mit John bis zu seinem Tod im Jahr 1980 und mit Yoko bis heute.
Das erste Gras
Mintz’ Erzählungen sind unterhaltsam, teilweise sehr intim. Er plaudert über sein Leben als „Problemlöser, Medienbeauftragter (obwohl bis nach Johns Tod von niemandem offiziell angestellt), Rechercheur, Resonanzraum, Reisegefährte, Verbindung zur Außenwelt, Gelegenheits-Babysitter (nicht für Sean, ihren kleinen Sohn, sondern für John, der eher einen brauchte)“. Für Beatles-Fans gibt es im Buch auch die eine oder andere witzige Anekdote. Man erfährt etwa, wann die Beatles zum ersten Mal Gras rauchten. Und was Bob Dylan damit zu tun hat: „1964, als die Beatles in New York spielten, schaute Dylan im Hotel Delmonico’s vorbei, in dem die Band wohnte, was sich als Wendepunkt der Musikgeschichte erweisen sollte. Zum ersten Mal rauchten die Beatles Gras. Laut den Anwesenden drehte Dylan einen Joint und reichte ihn John, der ihn sofort an Ringo weitergab. Ringo, ungeübt in der Sitte des Joint-Teilens, rauchte den ganzen Joint selbst. Es wurde ein weiterer gerollt, und als John schließlich inhalierte, war es Liebe auf den ersten Zug.“
Buch: Der 1945 in New York geborene Elliot Mintz arbeitete als Medienberater von u. a. John Lennon, Yoko Ono, Bob Dylan, Paris Hilton, Diana Ross. Bevor er Berater wurde, war er als Radio-DJ und Fernsehmoderator tätig und fungierte als Korrespondent für den Sender KABC. In seinem Buch „We All Shine On: John, Yoko und ich“ liefert Mintz Einblicke in die langjährige Freundschaft mit John Lennon (bis zu seinem Tod im Jahr 1980) und Yoko Ono (bis heute). Der 79-Jährige war in den schwierigsten Phasen des Paars dabei, ging immer ans Telefon, wenn einer der beiden angerufen hat.
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