Elim Chan: Eine Dirigentin, die hält, was sie versprochen hat

Elim Chan: Eine Dirigentin, die hält, was sie versprochen hat
Klares Dirigat von Elim Chang für die Wiener Symphoniker und Seong-Jin Cho im ausverkaufen Musikverein.

Von Susanne Zobl

Im Oktober 2022 hörte die Autorin dieser Zeilen die Dirigentin Elim Chan zum ersten Mal, als der Musikverein der 1986 in Hongkong geborene Tochter eines Malers eine Konzertreihe widmete. Eine sehr vielversprechende Musikerpersönlichkeit leitete damals erst das RSO, dann die Wiener Symphoniker. 

Chopin-Preisträger

Zwei Jahre später ist die Faszination, die sie für ihre Musik auslösen kann, ungebrochen. Bei Beethovens 2. Klavierkonzert in B-Dur, op. 19, war Seong-Jin Cho ihr Solist. Der südkoreanische Chopin-Preisträger des Jahres 2015 signalisierte mit seinem makellosen Spiel Ausbaufähigkeit. Er nahm sich zurück, war auf Harmonie mit dem Orchester bedacht und setzte auf glasklare Anschläge. Nach einem Walzer von Chopin als Zugabe wurde er herzlich akklamiert.

Russisches Idiom

Chans feinsinniger Klangteppich ließ hören, warum bedeutende Klangkörper wie Boston Symphony oder das Cleveland Orchestra sie an ihre Pulte holen. Bei Sergej Rachmaninows 2. Symphonie in c-Moll ließ sie die Symphoniker sublim in ein russisches Idiom wechseln. Ausgehend von einem kontemplativen Auftakt zog sie mit ihrem klaren Dirigat in den Bann dieses viersätzigen Werks, hielt den Bogen gespannt, ließ jedes Motiv deutlich ausspielen. Durch das Scherzo wehte ein Hauch Prokofjew, die eingängigen Passagen im vierten Satz klangen wie hollywoodreife Filmmusik, Chan sorgte für eine ausgewogene Klangbalance. Das Orchester folgte ihr mit disziplinierter Hingabe, besonders hervorzuheben, die Flöten, die Klarinette und das Englischhorn. Absolute Zustimmung im ausverkauften Saal. 

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