Eklat um Friedkins Hoffmann-Inszenierung

Theater an der Wien: Friedkin wollte seine Regie-Arbeit für die geplante Zweit-Premiere nicht anderweitig modifizieren. Er ist raus.

William Friedkin ist als Regisseur raus, Roland Geyer ist drin. Auf diesen Nenner lässt sich die für den 4. Juli geplante Premiere der zweiten Version von Offenbachs "Hoffmanns Erzählungen" im Theater an der Wien bringen. "Als Kapitän übernehme ich für alles die volle Verantwortung", so Intendant Geyer.

Was ist geschehen? Erst im März hatte Offenbachs Oper in der Regie des Oscar-Preisträgers William Friedkin an der Wien seine (von der Kritik vernichtete) Premiere. Auf zwei Deutungen des Stoffes hatten sich der Intendant und der Regisseur geeinigt. Doch Friedkin wollte – so Geyer – seine Regie-Arbeit für die geplante Zweit-Premiere nicht anderweitig modifizieren. Und Wiederaufnahmen binnen einer Spielzeit gibt es in dem Haus nicht. "Wir haben festgestellt, dass wir nicht mehr miteinander können", sagt Roland Geyer, der auch "ein Exempel statuieren" wollte.

Rechtliche Schritte

Eklat um Friedkins Hoffmann-Inszenierung

Friedkin zog daraufhin seinen Namen von der Produktion zurück und drohte mit rechtlichen Schritten, falls das Theater seine Inszenierung weiter spielen würde. "Eine Absage der zweiten Spielserie wäre die einzige Option gewesen", betont Geyer. Und: "Ich wollte es anderen Regisseuren nicht zumuten, binnen so kurzer Zeit eine Produktion aus dem Boden zu stampfen."

Nach "langen Überlegungen" springt Geyer nun selbst als Regisseur ein, weil "es sich gefügt hat, ich diese Oper liebe und ich das Werk vor 20 Jahren in einer Version für Jugendliche im Studio Moliere schon inszeniert habe."

Glück im Unglück: Bühnenbildner Michael Curry und Kostümbildner Herbert Murauer haben ihre Arbeiten freigegeben; als Assistent holt sich Geyer Rainer Vierlinger.

Keine Zusatzgage

Auf eine Regie-Gage verzichtet der Intendant; auch an Friedkin wird für die Neu-Produktion nichts ausbezahlt. Dafür gibt es jede Menge Änderungen. Mehr als eine halbe Stunde will Geyer streichen, fünf Arien fallen dem zum Opfer, die Oper wird aus einer anderen Perspektive (Stichwort: "Hoffmann, die Liebe, der Wahn, die Selbstzerstörung") erzählt. Musikalisch wird einiges umgestellt. Dirigent Riccardo Frizza bleibt an Bord. Auch bei den Projektionen wird Geyer eingreifen, das Bühnenbild wird ebenfalls geändert und teilweise ausgemustert.

Nicht mehr dabei – offiziell aus Termingründen – ist Friedkins bei der Premiere heftig kritisierter Hoffmann Kurt Streit. Er wird durch den mexikanischen Tenor Arturo Chacón-Cruz ersetzt. Auch viele andere Sänger werden ausgetauscht. Wie geplant wird dafür Marlis Petersen alle drei Frauenpartien singen. Die Bösewichte gibt John Relyea. Geyer: "Das Risiko, das ich da eingehe, ist nicht ohne. Dessen bin ich mir absolut bewusst."

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