Einer, der sich nicht kaufen ließ

Einer, der sich nicht kaufen ließ
Was am Ende bleibt? Der Mythos des genialischen und hochsensiblen Melancholikers.

Einfach perfekt sei er gewesen als Feuerwehrmann „Montag“ in François Truffauts „Fahrenheit 451“.

Charles Aznavour sprach erst kürzlich wieder voll Hochachtung über seinen Schauspielerkollegen Oskar Werner: „Er war sehr komplex. Sensibel und introvertiert, aber auch zerrissen und voll von ungekünsteltem Pathos.“

Hypersensibel

In „Jules und Jim“ sei er als duldsamer Geliebter von Jeanne Moreau, der ihre Liaison mit seinem besten Freund Henri Serre zulässt, „fast eine Jesus-Figur in seiner Reinheit“. Später in Stanley Kramers „Narrenschiff“ habe er in den Liebesszenen mit Simone Signoret „einen neuen Typus von Hauptdarsteller kreiert. Keinen harten, beherrschenden Helden, sondern einen empfindsamen Mann.“

Der eine kam von der Nouvelle Vague, der andere vom Wiener Burgtheater. Und was bleibt vom Schwierigen, der 1984 ausgebrannt auf einer Vortragsreise in einem Hotel in Marburg an der Lahn gestorben ist?

Grab aufgelassen

In seiner Wahlheimat Triesen in Liechtenstein beerdigt, wurde – der KURIER berichtete – sein Grab zuletzt aufgelassen, der Schauspieler nachträglich eingeäschert und die Urne in einem Winkerl des Friedhofes der Kirche St. Gallus deponiert.

Als skandalös empfinden die einen den Umgang mit den sterblichen Überresten eines der wenigen österreichischen Schauspielers mit Weltkarriere bis Hollywood, der ein Ehrengrab in Wien stets abgelehnt hat.

Andere verweisen darauf, dass Oskar Werner schon zu Lebzeiten die Anonymität geliebt hat und an einen Freund schrieb: „Freilich soll der Künstler berühmt sein – aber unbekannt.“

Als Bühnenschauspieler – mit 18 Jahren jüngstes Burgtheatermitglied aller Zeiten – faszinierte er mit einer Mischung aus Sensibilität, Charme und Entschlossenheit und erklärte später immer wieder: „Mein Theater ist tot.“ Und Aufzeichnungen von Aufführungen mit ihm gibt es kaum.

Oskar Werner: seine Filme

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Der Melancholiker

Als Schiffsarzt in „Das Narrenschiff“ – mit der ergreifenden Herztod-Szene – als bester Darsteller für den Oscar nominiert, soll er über diese Rolle im Film gesagt haben: „Sie ist zwar nicht allzu groß, kommt aber meinem Charakter ungemein entgegen. Ich weiß, was Melancholie ist.“

Wie er Melancholie und Verletzlichkeit verkörperte, macht ihn unvergessen. Als zweifelnden Priester neben Anthony Quinn im Film „In den Schuhen des Fischers“. Als Agent namens Fiedler in „Der Spion, der aus der Kälte kam“. Als idealistischer Kriegsgefangener im Spionagedrama „Entscheidung vor Morgengrauen“ ...

Er galt als der Schwierige. Er selbst hatte nach Hofmannsthals lieber den Titel „Der Unbestechliche“. Denn sein Lebensmotto war die mittlerweile rare Haltung: „Kaufen lass ich mich nicht.“

In Erinnerung bleibt heute der Mythos des genialischen hochsensiblen und hochintelligenten Schauspielers. Überdauern werden vor allem seine Filme und seine Stimme, verewigt auf Tonträgern mit Gedicht-Rezitationen und dem Monolog von Hamlet.

Das traurige Ende kam nach Alkoholsucht, Einsamkeit, gescheiterten Projekten und einem zunehmenden Realitätsverlust in der Nacht vom 23. auf den 24. Oktober 1984. Oskar Werner starb im Zimmer 208 im ersten Stock vom Europäischen Hof unweit des Bahnhofes in Marburg an einem Herzinfarkt.

Dem vorausgegangen war die Absage seiner Lesung im Theater der Lahnstadt. Nur zehn Karten waren für den Rezitationsabend mit Gedichten gegen den Krieg verkauft worden.

Er war einer jener Schauspieler einer längst vergangenen Zeit, die noch dieses weiche Singen im Sprechen hatten: Exemplarisch und unerreicht ist auf der Doppel-CDOskar Werner spricht Rainer Maria Rilke: Lesung“ seine Interpretation von Gedichten und „Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“. Gänsehaut ist auch garantiert bei der 3-CD-Box „Genie und Wahnsinn“ mit schönen Gedanken, schönen Gedichte, schönen Worten.

Noch einmal Lyrik: Oskar Werner spricht Gedichte“(Universal) von Eduard Mörike, Heinrich Heine und Georg Trakl. Werners letztes Interview ist auf CD unter dem Titel „Unser Charakter ist unser Schicksal“ erschienen.

Eine ausgesprochene Rarität und ein Must-have für Fans ist die drei Jahre vor Oskar Werners Tod mit Erik Werba aufgenommene „Weaner-Lieder“-Platte u. a. mit Evergreens wie „Das Glück is a Vogerl“, dem „Aschenlied“ und „Ich brauch kan Kranz“ .

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