Eine Theaterfamilie feiert ihr Jubiläum

Eine Theaterfamilie feiert ihr Jubiläum
Festspiele Reichenau: Von 30. Juni bis 5. August spielen die Besten der Besten großes Welttheater an der Rax. Und das seit bereits 25 Jahren.

Beginnen wir mit den nackten Zahlen. 25 Jahre Festspiele Reichenau– das bedeutet: 70 Theater-Eigenproduktionen, an die 1380 Vorstellungen und mehr als 640.000 Besucher. Kein Zweifel, die Festspiele Reichenau sind eine Erfolgsgeschichte ersten Ranges.

"Wir haben eher klein begonnen", erinnert sich das Intendanten-Ehepaar Renate und Peter Loidolt, "aber das Konzept war von Anfang an klar. Wir wollten großartige Schauspieler in spannenden Konstellationen und in guten Stücken zueinanderbringen. Das ist uns hoffentlich auch gelungen."

Fixstern

Heuer gehen die Loidolts in ihre 25. Saison als Intendanten; bis 2015 wollen sie es bleiben. "Danach ist Schluss, dann soll jemand Jüngerer den Weg der Festspiele Reichenau weitergehen." Ein Weg, der Reichenau zu einem Fixstern am österreichischen Theaterhimmel gemacht hat.

Aber bis 2015 ist noch viel Zeit und Renate und Peter Loidolt haben etliche Pläne. "Jetzt freuen wir uns einmal auf die Jubiläumssaison." Diese wird mit Johann Nestroys Posse "Frühere Verhältnisse" eröffnet. Der Titel ist da fast Programm, denn "wir wollten auch ein bisschen Rückschau halten".

Als "große Theaterfamilie" haben sich die Festspiele etabliert "Alle, die hier einmal gespielt haben, kommen gerne wieder", betont das Intendanten-Duo. "Und das obwohl es auch anstrengend ist, hier zu spielen. Unsere Schauspieler kommen ordentlich dran. Aber sie lieben es. Das ist uns wichtig."

Wie auch das Publikum, das den Festspielen gern die Treue hält; eingeschobene Zusatzvorstellungen sind an der Rax eine absolute Selbstverständlichkeit. Wie auch höchstes künstlerisches Niveau eine Selbstverständlichkeit ist. "Das muss immer unser Ziel sein", sagt das Intendanten-Paar, das auch auf eine andere Besonderheit der Festspiele stolz ist.

"Wir geben bewusst dem Nachwuchs eine Chance. Und es ist sehr schön, zu sehen, wie viele junge Schauspielerinnen und Schauspieler nach ihrem Engagement in Reichenau plötzlich auch an den ganz großen Häusern gefragt sind."

Was aber erwartet das Publikum heuer? "Neben dem Nestroy wird es einen sehr wienerischen ,Reigen‘ von Arthur Schnitzler geben, dann bleiben wir unserem Weg der Dramatisierungen mit Stefan Zweigs ,Ungeduld‘ und Tolstois ,Anna Karenina‘ treu. Diese Stoffe passen gut nach Reichenau." Der KURIER wird an den kommenden drei Sonntagen eine Vorschau auf alle Produktionen bringen.

2012: Vier Produktionen zum Jubiläum

Eine Theaterfamilie feiert ihr Jubiläum

Johann Nestroy "Frühere Verhältnisse". Posse mit Gesang. Regie: Maria Happel. Bühne: Peter Loidolt. Kostüme: Erika Navas. Licht Lukas Kaltenbäck. Musik: Nestroy-Bühnenorchester. Mit: Nicolaus Hagg, Ulrike Beimpold, Toni Slama, Maria Happel. Premiere: 30. Juni im Theater.

Arthur Schnitzler "Reigen". Regie: Helmut Wiesner. Mit: Martina Spitzer, Thomas Kamper, Nanette Waidmann, David Oberkogler, Chris Pichler, Jürgen Maurer, Katharina Straßer, Günter Franzmeier, Petra Morzé, Miguel Herz-Kestranek. Premiere ist am 5. Juli im Neuen Spielraum.

Stefan Zweig "Ungeduld". Bühnenfassung: Stefan Slupetzky. Regie: Michael Gampe. Mit u. a.: Claudius von Stolzmann, Marcello de Nardo, Merle Wasmuth, André Pohl. Premiere ist am 6. Juli im Theater.

Leo Tolstoi "Anna Karenina". Bühnenfassung: Nicolaus Hagg. Regie: Hermann Beil. Mit u. a.: Julia Stemberger, Joseph Lorenz, Miguel Herz-Kestranek. Premiere: 7. Juli im Neuen Spielraum.

Maria Happel: "Bei Nestroy zurück zu den Wurzeln des Theaters"

Eine Theaterfamilie feiert ihr Jubiläum

Sie ist nicht nur auf der Bühne eine Klasse für sich. Auch als Regisseurin hat Maria Happel bei den Festspielen Reichenau bereits oft bewiesen, wie gutes Theater aussehen kann.

Heuer ist Happel wieder in beiden Funktionen zu erleben. Im Theater Reichenau inszeniert sie Johann Nestroys einaktige Posse "Frühere Verhältnisse" und wird selbst als Köchin Peppi Amsel, die eigentlich zum Theater wollte, zu sehen sein. Ihre Partner sind Toni Slama als zum Hausknecht Anton Muffl abgestiegener, ehemaliger Geschäftsmann, Nicolaus Hagg als vom Hausknecht zum Holzhändler aufgestiegener Herr von Scheitermann und Ulrike Beimpold als dessen kluge, gebildete Frau Josephine.

Ein gnadenlos komisches Vierpersonenstück also, bei dem jeder vor den anderen etwas verbergen will, was natürlich irgendwann nicht mehr gut gehen kann. Das Thema Herr und Knecht, sozialer Aufstieg und Fall behandelt Nestroy in dem 1862 am Wiener Quai-Theater uraufgeführten Stück mit gewohnt spitzer Feder, auch die eine oder andere Breitseite gegen den Theaterbetrieb selbst hat der Dichter hier gezielt eingebaut.

Regisseurin Maria Happel freut sich auf diesen Nestroy, den sie auch als echte "szenische Herausforderung" empfindet. Und wie will Happel die Posse umsetzen. "Klar, einfach, nicht überkonstruiert. Ich will zurück zu den Wurzeln des Theaters. Kein Brimborium, kein modisches Bühnenbild. Nestroy pur eben." Nachsatz: "Wichtig ist, dass die Pointen sitzen, dass Timing und Tempo stimmen. Da hilft auch die Musik."

Für die Musik wird es das sogenannte "Nestroy-Bühnenorchester" geben. Für die Komposition ist Maria Happel selbst zuständig. Wie das tatsächlich klingen wird, bleibt einstweilen noch ihr Geheimnis. Doch einer großen Künstlerin wie Happel kann man da bedingungslos vertrauen. Denn Nestroy und Reichenau mit diesen Darstellern – das ist eine Reise wert. Premiere ist am 30. Juni um 19.30 Uhr.

Rudolf Buchbinder - Der Starpianist ist fixer Gast bei den Festspielen

Wenn Rudolf Buchbinder in die Tasten greift, sind musikalische Sternstunden vorprogrammiert. Denn selbstverständlich ist der Ausnahmepianist regelmäßig in den bedeutendsten Konzertsälen der Welt zu Gast und reißt dabei sein Publikum stets zu Ovationen hin.

Auch den Festspielen Reichenau ist Buchbinder seit dem Jahr 2000 in künstlerischer Freundschaft verbunden; die Klavierabende des begnadeten Künstlers zählen zu den kulturellen Fixpunkten in Reichenau.

Am 1. Juli wird Buchbinder im Großen Saal des Theaters gleich zwei Mal zu erleben sein. Um 11 Uhr Vormittag und um 19.30 Uhr entführt der Pianist das Publikum in die Welt eines Ludwig van Beethoven und Franz Schubert.

Auf dem Programm stehen Beethovens "Sonate F-Dur" (op. 10/2), Schuberts Impromptus Nr. 2 (Es-Dur), Nr. 3 (Ges-Dur) und Nr. 4 (As-Dur), Beethovens "Sonate G-Dur" (op. 49/2) und die "Sonate f-moll (op. 57), die weltberühmte und technisch höchst anspruchsvolle "Appassionata".

Ein musikalisches Ereignis, das bestens zu den Festspielen Reichenau passt.

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