"Eine fantastische Frau": Transfrau in Trauer

Gefälliges Gut-Böse-Drama um eine Transfrau, die um ihren Mann trauert.

Gerade noch hat das verliebte Paar gemeinsam Geburtstag gefeiert, sich geküsst, geliebt und eine Reise geplant. Doch nur wenige Stunden später erleidet der Mann einen Schlaganfall und stirbt – und zurück bleibt seine deutlich jüngere Geliebte.

Sie heißt Marina Vidal. Und sie hat nicht nur mit dem Verlust ihres Freundes Orlando zu kämpfen, sondern auch mit der Tatsache, dass sie eine Transfrau ist und sich mit einer feindseligen Umwelt herumquälen muss.

Der in Argentinien geborene Chilene Sebastián Lelio hat sich bereits mit seinem dynamisch-gefälligen Frauenporträt "Gloria" ins Herz seines Publikums katapultiert und legt nun mit seiner "fantastischen Frau" nach. Lelio engagierte die tolle, chilenische Trans-Schauspielerin und Sängerin Daniela Vega und schneiderte ihr ein recht simples Szenario auf den Leib. Sorgfältig teilt er die Welt rund um seine Transfrau in Gut und Böse ein und buchstabiert Marinas widerständiges Verhalten als vorhersehbaren Konflikt-Parcours herunter.

Denn auf dem Weg ins Spital stürzt der geschwächte Orlando und verletzt sich, was umgehend die Behörden auf den Plan ruft. Sie demütigen Marina mit peinlichen Untersuchungen und fotografieren ihre Geschlechtsorgane. Auch die Familie des Verstorbenen reagiert weitgehend mit Feindseligkeit und bezeichnet Orlandos letzte Liebe als "Perversion". Natürlich will man Marina auch verbieten, am Begräbnis teilzunehmen. Kaum eine Szene, der nicht Betroffenheitsgestus und moralischer Aufruf eingeschrieben ist.

Zum Glück steht Daniela Vega dem Regisseur mit ihrer Schönheit und ergreifendem Spiel zur Seite: Sie macht Lelios Malen nach Zahlen absolut sehenswert.

INFO: Chile/E/D/USA 2017. 104 Min. Von Sebastián Lelio. Mit Daniela Vega, Francisco Reyes.

KURIER-Wertung:

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