Ein "Ring"-Wunder am Ring dank Thielemann

Ein "Ring"-Wunder am Ring dank Thielemann
"Walküre": Was bei Wagners "Ring des Nibelungen" an der Staatsoper im Orchestergraben passiert, verdient die Bezeichnung einzigartig.

Die schlechte Nachricht zuerst: Wenn Christian Thielemann kommenden Mittwoch "Siegfried" und kommenden Sonntag die "Götterdämmerung" absolviert haben wird, ist für lange Zeit Schluss mit Thielemanns "Ring"-Festspielen. Erst 2017/'18 wird der deutsche Stardirigent wieder Richard Wagners "Ring des Nibelungen" zur Aufführung bringen, leider nicht in Wien.

Bleibt also nur, Thielemanns Auftritte an der Wiener Staatsoper einstweilen zu genießen. Denn so grandios hört man Wagners Tetralogie fast nie. Was im Orchestergraben alles passiert, verdient die Bezeichnung einzigartig.

Schillerndste Farben

Denn Thielemann setzt in der "Walküre" auf Tempo, auf Dramatik, versteht es aber auch die lyrischen Passagen nuanciert zum Klingen zu bringen. Thielemanns betörender Wagner-Kosmos leuchtet in den schillerndsten Farben; ungeahnte Details werden in seiner Interpretation plötzlich hörbar, ja erlebbar. Ganz selbstverständlich erschließt sich ein musikalisches Universum, das in jeder Phase in den Bann zieht, das in vollendeter und emotionaler Schönheit erstrahlt.

Und die Damen und Herren im Graben musizieren traumhaft: Als Beispiel sei hier nur das famose Cello-Solo von Franz Bartolomey genannt. Philharmonischer lässt sich Wagner nicht spielen. Ein Ereignis.
Erfreulich, dass auch die Protagonisten kaum Wünsche offenlassen. Christopher Ventris ist ein sehr lyrischer Siegmund, der mit seinem fein timbrierten Tenor nicht nur bei den "Winterstürmen" oder den mächtigen "Wälse"-Rufen beeindruckt. Als Sieglinde ist Waltraud Meier immer noch eine Klasse für sich. Sie ist eine Idealbesetzung für diese Partie. Purer Luxus ist Eric Halfvarson als dämonischer Hunding; auf seinen Hagen darf man sich jetzt schon freuen.

Albert Dohmen, der im "Rheingold" noch zu kämpfen hatte, singt den "Walküren"-Wotan extrem differenziert und sehr klug. Berührend etwa sein "Abschied vom Kind". Warum dieses, nämlich Katarina Dalayman als Brünnhilde, zuletzt mit
(kleinen) Protesten konfrontiert war, ist unverständlich. Dalayman gibt eine gute, kaum schrille Brünnhilde und ist dieser Partie mehr als gewachsen. Tadellos auch die übrigen Walküren, die Thielemanns atemberaubender Deutung folgen.

KURIER-Wertung: *****
von *****

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