Ein Markt im Schatten von Panama
„Er“ gab am Sonntagabend den Startschuss zur New Yorker Mai-Auktionswoche. Und „Er“ erregte Aufmerksamkeit, wenn auch eher durch seinen Wiedererkennungswert als durch seinen Preis.
Bei der Auktion zeitgenössischer Kunst in der Nacht zum Mittwoch hatte Christie's immerhin einen Rekord aufzuwarten: Das monumentale Bild "Untitled" von Jean-Michel Basquiat, 1982 gemalt, ging um 57 Millionen US-Dollar - rund 50 Millionen Euro - an einen asiatischen Sammler. Es ist ein neuer Höchstwert am Markt für Basquiat, der in den 1980ern unter Andy Warhols Schirmherrschaft zum Kunst-Star aufgestiegen und 1988 an einer Überdosis Heroin gestorben war.
Doch auch bei Christie's blieben einige Top-Lose, darunter Mobiles von Alexander Calder, unter den Erwartungen. Bei Sotheby’s fiel die Moderne-Auktion am Montag noch deutlich schlechter aus: 21 der 62 angebotenen Kunstwerke blieben unverkauft, darunter ein auf 15 Millionen Dollar geschätztes Gemälde des Fauvisten André Derain. Immerhin gab es einen Rekord für ein Werk von Auguste Rodin – die Marmorskulptur „L’ Éternel Printemps“ (Der ewige Frühling) kam auf 20 Millionen Dollar.
Einige Analysten sehen in dieser Abkühlung ein notwendiges Korrektiv: Die Rekordpreise hätten für überzogene Preisvorstellungen bei Verkäufern gesorgt. Und da Auktionshäuser nach einigen Bauchlandungen vorsichtig damit geworden sind, Einbringern vorab hohe Summen zu garantieren, bleiben potenzielle Verkäufer lieber länger auf rekordverdächtigen Schätzen sitzen.
Am Parkplatz der Kunst
Fritz Dietl macht auch so ein gutes Geschäft: Der Wiener, der seit 1991 ein Transportunternehmen für Kunst in New York führt, hat im Vorjahr auch ein Zollfreilager für ästhetisch wie monetär wertvolle Waren eröffnet – in Delaware, dem Steuerparadies zwei Autostunden von New York. „Ich habe 3000 Quadratmeter Fläche, und ich hoffe, sie bis Ende des Jahres voll zu haben", sagt Dietl, der auch mit Neuzugängen nach der Auktionswoche rechnet. „Ein nächstes Gebäude ist schon in Planung.“
Er kenne alle seine Kunden, sagt Dietl – diese würden sehr wohl Einkommenssteuer zahlen, wenn sie ihre Kunst gewinnbringend veräußern. Außerdem seien es nicht nur Investoren, es gebe „viel mehr Leute, die aus Passion sammeln. Aber auch denen ist es nicht übelzunehmen, wenn sie Werke nicht sofort an die Wand hängen.“
Bleibt der Vorwurf, dass die Kunst, die bei Auktionen nun kurz das Licht erblickt, gleich wieder auf Jahre im Lager verschwindet. Für Dietl ist auch das „ein Märchen“: „Ich kenne keinen Sammler, der nicht gern Kunst verleihen würde“, sagt er. „.Kunst ist absolut zugänglich. Die Öffentlichkeit will nur viel von dem, was in Lagerhäusern sitzt, gar nicht sehen.“
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