Ein Keinohrhase als Wiener Schlawiner

Ein Keinohrhase als Wiener Schlawiner
Til Schweigers erfolgreiche Kinokömodie "Keinohrhasen" ist nun als Bühnenstück mit Reinhard Nowak zu sehen.

Warum sollte man sich „Keinohrhasen“ auf einer Kabarettbühne ansehen? Til Schweigers Liebeskomödie von 2007 ist einer der größten Publikumserfolge des deutschen Kinos. Doch für die Kritiker war die Geschichte um den oberflächlichen Klatschreporter Ludo Decker, der nach einigen schweren Verfehlungen zu 300 Sozialstunden bei einer schüchternen Kindergartentante verdonnert wird, schon damals überwiegend leichte Kost. Seit 2009 existiert auch eine Bühnenfassung, die nun für österreichische Ohren adaptiert wurde und im Stadtsaal Wien-Premiere feierte (Regie: Claudia Jüptner-Jonstorff).

Ein Keinohrhase als Wiener Schlawiner
Da schlawinert sich der Wiener Ludo (Martin Oberhauser) durch die hiesige Promiszene und die dazugehörigen Betten. Worin nun aber der Erkenntnisgewinn liegt, dass der sensationsgeile Reporter hier statt in die fiktive Geheimhochzeit von Vladimir Klitschko und Yvonne Catterfeld in jene von Michael Niavarani und Dolly Buster kracht, sei dahingestellt.

Situationskomik

Ein Keinohrhase als Wiener Schlawiner
Statt Jürgen Vogel darf auf der Bühne Reinhard Nowak zu Beginn als Star in der Midlife Crisis seine falschen weißen Zähne und „Hinternimplantate“ herzeigen. Im Verlauf des Abends übernimmt der Kabarettist einige weitere dankbare Kleinrollen als Paparazzo, Kindergartenkind oder Dating-Partner und punktet mit Situationskomik. Dass sich Nowak - etwa als grobschlächtiger Zauberbär Bello im Kindergarten - seine Pointen abholt, ist klar. Was aber nicht unbedingt für den Rest des Abends spricht.

Die Wandlung des One-Night-Stand-süchtigen Ludo zum Frauenversteher wird in der Bühnenversion kaum nachvollziehbar. Was auch an Hauptdarsteller Martin Oberhauser liegt, dem man immerhin zu Gute halten muss, dass er keine Til-Schweiger-Kopie gibt. Katharina Schraml bleibt als Anna Gotzlowski blass wie ihre klischeebeladene Rolle, Claudia Rohnefeld (u.a. als ihre Freundin Miriam) weiß schon etwas mehr Konturen zu zeigen.

Kampf der Geschlechter

Ein Keinohrhase als Wiener Schlawiner
Die zahlreichen platten Film-Weisheiten über den Kampf der Geschlechter („Eine Sardellen-Pizza schaut dich ja auch nicht verschwitzt an und sagt. Komm, komm, komm!“) bleiben nahezu unverändert. Wo die Filmversion mit schnellen Schnitten, zeitgemäßer Optik und poppigem Soundtrack Tempo vermitteln kann, werden die schlicht aneinandergereihten, nummernhaften Szenen auf der eher lieblos ausgestatteten Bühne zusehends zur zähen Angelegenheit.

Warum also sollte man sich „Keinohrhasen“ auf einer Kabarettbühne ansehen?
„Wenn das Äußere stimmt, wächst das Innere nach“ heißt es an einer Stelle. Hier stimmt bereits das Äußere nicht.

KURIER-Wertung: ** von *****

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