„Hofkünstler“
Heinz Winter, als Kurator des Münzkabinetts einer der „Metalheads“ des Hauses, bindet seine Präsentation an einzelne Persönlichkeiten, die an habsburgischen Höfen auch als Medailleure arbeiteten – aber eben nicht nur als solche: Ein Künstler wie Leone Leoni (1509 – 1590), unter Kaiser Karl V. in den Ritterstand erhoben, fertigte auch Porträtbüsten und Skulpturen an und wurde für seine Verdienste hoch dekoriert, wovon heute noch ein reich verziertes Stadthaus, die „Casa Leoni“ in Mailand, zeugt. Auch der Barockarchitekt Johann Bernhard Fischer von Erlach – er steht gegenwärtig im Fokus einer großen Schau des Wien Museums – fertigte während seiner Zeit in Rom nachweislich Porträtmedaillen an. Seine Bauten wiederum zierten später ihrerseits zahllose Metallstücke – in einem der Exponate von 1700 ist etwa Schloss Schönbrunn auf der Rückseite eines Porträts von Kaiser Joseph I. zu sehen.
Schnelles Medium
„Ausschlaggebend für den Erfolg der Kunstgattung Medaille war die Möglichkeit, unmittelbar und kostengünstig auf politische und dynastische Angelegenheiten reagieren zu können“, sagt Kurator Winter. In einer relativ bilderarmen Zeit gelangte eine Vorstellung vom Aussehen eines neuen Herrschers als gegossenes oder geprägtes Metallstück relativ rasch in alle Ecken des Reiches.
Anfertigen ließen sich die Objekte einer flinkeren dauerhafteren Form, als dies bei Gemälden oder auch Druckgrafiken möglich war. Verteilt wurden Medaillen zu Jubiläen, Ehrungen und allen erdenklichen Anlässen – in den Schränken von Sammlern überdauerten sie die Jahrhunderte.
Da das KHM auf die kaiserlichen Sammlungen aufbaut, sind in der Schau vor allem Medaillen zu sehen, die als Unikate oder in geringer Auflage hergestellt wurden und oft noch besonders sorgfältig nachgearbeitet wurden: Es gebe eklatante Qualitätsunterschiede, erklärt Winter.
Doch auch wer sich nicht in Details von Guss, Prägung und Ziselierung von Medaillen vertiefen will, kann in ihnen einen Abdruck der Zeitgeschichte erkennen – von einem Werk aus dem 7. Jahrhundert, das dem Goldschmiede-Patron Eligius zugeschrieben wird, bis zu einer Medaille, die 1916 zur Thronbesteigung des Kaiserpaares Karl I. und Zita angefertigt wurde. „Bevor aber die Medaille fertig war, hatte der Kaiser bereits abgedankt“, schrieb der verantwortliche Bildhauer Arnold Hartig später. „Als Honorar wurde mir ein ansehnlicher Betrag angewiesen, der durch die Inflation völlig entwertet wurde.“
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