Ein Hochstapler und zwei Mal K-Pop auf Reisen

Jimin und Jung-Kook von BTS im Kajak.
Während hierzulande gerade die ganze Fan-Community eines Megastars dicke Tränen weint, sind die auch sehr organisierten Fans der koreanischen Boygroup BTS schon länger Kummer gewöhnt. Ihre Helden müssen nämlich aktuell Wehrdienst leisten und der dauert in Südkorea bis zu 18 Monate. Sprich: Da gibt es länger keine Konzerte. Die beiden Bandmitglieder Jimin und Jung-Kook haben als Geschenk für ihre Fans (die sich übrigens A.R.M.Y. nennen) eine Doku gedreht, die für die Anhängerinnen und Anhänger die Wartezeit während des Militärdiensts überbrücken soll.
In der Serie „Are you sure?!“ (auf Disney+) – werden die beiden Sänger begleitet, wie sie gemeinsam reisen und dabei überlegen, wie sie daraus eine Doku machen können. Jimin besucht Jung-Kook in New York, der dort aufgetreten ist. Nur kurz zwar, weil es strömend geregnet hat – „dann hat der Blitz eingeschlagen. Da muss man offenbar das Konzert abbrechen“, hat Jung-Kook gelernt.
Quietsch und Mampf
Man sieht die beiden minutenlang im Auto sitzen und herumalbern, dann sieht man sie minutenlang Burger verspeisen. Dazu gibt es einen koreanischen Untertitel, deutsche Übersetzung: „Mampf“ . Wenn Jung-Kook seinen Kollegen am Knie berührt, ertönt ein Quietscheentchen-Sound. Man sieht die Fans förmlich vor sich, wie sie über diese nintendo-artig überzeichnete Authentizität jauchzen. Das ist als Einblick in ein Popkultur-Phänomen, das mindestens so groß ist wie Taylor Swift, nur halt am anderen Ende der Welt, durchaus bemerkenswert, aber letztlich für Nicht-Fans herzlich langweilig.
500 Millionen ergaunert
Andere Boybands stehen im Fokus einer Dokumentation, die derzeit auf Netflix beliebt ist. Wobei, eigentlich ja nicht: In „Schmutziges Popgeschäft – Der Boyband-Betrug“ geht es um Lou Pearlman, den Mann, der die „Backstreet Boys“ und „NSYNC“ zusammengeführt hat. Schon die haben sich nach Millionenverkäufen ihrer CDs gefragt, warum sie selbst nur ein Taschengeld überwiesen bekommen. Es kostete die Bandmitglieder 64 Millionen Dollar, sich aus dem Vertrag mit ihrem „Schöpfer“ zu befreien. Das wiederum ist nur ein Bruchteil der Summe, um die Pearlman eine ganze Menge Investoren gebracht hat, das waren nämlich 500 Millionen Dollar.
Die Doku hält sich seit einer Woche unter den beliebtesten Zehn des österreichischen Netflix-Publikums. Das ist erstaunlich, weil die dreiteilige Miniserie ziemlich unübersichtlich erzählt. Allerdings sind ein paar (nicht so berühmte) Backstreet-Boys-Mitglieder – nun dem Boys-Alter entwachsen – im Interview zu sehen und nicht nur das, auch die alten Aufnahmen aus den 90ern lassen Nostalgiker schwelgen. Ziemlich seltsam aber ist, dass man Aufnahmen von Lou Pearlman – der 2016 verstorben ist – so manipuliert hat, dass es so wirkt, als würde er Sätze sagen, die er tatsächlich nie vor einer Kamera gesagt hat. Rätselhaft, wieso man die eigene Glaubwürdigkeit so mutwillig sabotiert.
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