Ein Gruppenturnsaal für den Geist
Auf der Venedig-Biennale 2011 war in der Halle des Arsenale Franz Wests Werk „Extroversion“ aufgebaut – ein in den Raum gestellter Raum, nach den Abmessungen von Wests Küche gefertigt, mit grünen Kreuz-Mustern bemalt und mit Werken unterschiedlicher Künstlerinnen und Künstler behängt. West war in jenem Jahr mit dem Goldenen Löwen der Biennale geehrt worden und endgültig in der Liga der „Großen“ angelangt.
Unterwanderungen
Die „Extroversion“ ist nun erstmals in Österreich zu sehen, und sie ist Kernstück der Schau „Artistclub“, die sich bis 23.4.2017 im 21er Haus Gemeinschaftsarbeiten Wests vornimmt. Auch wenn die Idee, Kunst gemeinsam zu entwickeln, keine Erfindung des Wieners war, so machte er sie doch wie wenige andere zum Teil seines Kunstverständnisses.
Kunst mit Ei
So wird nun also jeden Tag morgens ein frisches Spiegelei zubereitet und auf einen Pappmaché-Brocken im hinteren Teil des Saales gelegt: Das Ei ist der Beitrag der britischen Künstlerin Sarah Lucas, die von West eingeladen wurde, eine seiner Arbeiten zu „vervollständigen“.
Dass Kunst in alltäglichen Situationen erlebbar wird und für scheinbare Selbstverständlichkeiten sensibilisiert, war ein wiederkehrendes Motiv von West. Die massive Wertsteigerung seiner Objekte wirken diesem Anliegen heute jedoch immer wieder entgegen.
A Tribe Called West
Kurator Harald Kreijci sieht in dem Parcours die Annäherung an jenen „Artistclub“, den West selbst zu bauen beabsichtigte: Ein Fax, das der Künstler 1998 an seinen französischen Kollegen Fabrice Hybert schickte, legt einen solchen Plan nahe. Weil der Kurator sich nicht anmaßen konnte, den „Club“ eigenmächtig zu vollenden, griff er auf existierende Gemeinschaftsarbeiten zurück.
Das Ergebnis ist weniger „museal“ als die West-Werkschau, die das mumok 2013 ausrichtete; zugleich ist es der vielleicht niedrigstschwellige Zugang zum Werk des Künstlers, den man heute bekommen kann. Freilich, es ist keine „leichte“ Kunst, die man mit einem „aha, verstanden“ abnickt oder ergriffen bewundert – um derlei eingelernte Muster wusste West ja seine Haken zu schlagen. Wer Kunst aber als Impulsgeber zur geistigen Beweglichkeit versteht, findet im 21er Haus viel Raum dafür vor.
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