Echte Rebellen, falsche Hasen: Wiener Museen zeigen Klassische Moderne

Echte Rebellen, falsche Hasen: Wiener Museen zeigen Klassische Moderne
Leopold Museum und mumok werfen höchst gegensätzliche Blicke auf Kunst bis 1950.

Um den Begriff der „Klassischen Moderne“ in der bildenden Kunst zu erklären, könnte man eine Abkürzung nehmen und sagen, es sei der Sammelname für alle Kunstrichtungen, die auf die Silben „-ismus“ enden.

Auch wenn sich zahlreiche Einwände vorbringen lassen – die Idee, dass sich künstlerische Entwicklung in einer klaren Abfolge von Stilen und Ideengebäuden abspielt, war doch erstaunlich lange haltbar. Heute denkt man anders – und doch begreifen zwei Ausstellungen in benachbarten Wiener Museen derzeit die Vielgestaltigkeit der Klassischen Moderne auf ganz unterschiedliche Weise.

Ivan Ristić, Kurator der Ausstellung „Deutscher Expressionismus“ im Leopold Museum (bis 20.4.2020) kommt freilich nicht umhin zu betonen, dass man weniger „den Expressionismus“ als „Expressionismen“ zeige.

Dass es innerhalb des Stilbegriffs gewaltige Unterschiede gibt, wird schon klar, weil der Weg in die Ausstellung die grandiose Richard-Gerstl-Schau kreuzt: Die österreichische Ausprägung des Expressionismus holte die Psyche mit radikaler Selbstbefragung und Körperlichkeit an die Bildoberfläche, während die deutsche Variante Landschafts- und Porträtmotive mit der lange als „primitiv“ geltenden, urtümlichen außereuropäischen Kunst kreuzte.

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