Drei Österreich-Beiträge in Hauptausstellung der Venedig-Biennale
"Überall Fremde" lautet das Motto, das der brasilianische Kurator Adriano Pedrosa der kommenden Kunstbiennale von Venedig gab, die heuer von 20. April bis 24. November in der Lagunenstadt stattfinden wird. Das Motto ist in engerem Sinn Leitmotiv der "internationalen Ausstellung", die als Statement und Kommentar zum Stand der (Kunst-)Welt breit wahrgenommen wird. Am Mittwoch präsentierte Pedrosa in Venedig sein Konzept und die Liste der Künstlerinnen und Künstler, die an dieser Schau teilnehmen. 332 Namen finden sich darauf, gemäß dem Motto „Stranieri Ovunque“ („Überall Fremde“) werden vorrangig Künstlerinnen und Künstler gezeigt, die an anderen Orten als jenen leben, an denen sie geboren wurden. Laut Pedrosa werde es in der Ausstellung einen zeitgenössischen Teil ("nucleo contemporaneo") und einen historischen Teil ("nucleo storico") geben.
Jene drei Persönlichkeiten, die Pedrosa während eines von der Fördereinrichtung "Phileas" angestoßenen Recherche-Trips in Österreich auswählte, werden so einigen als fremd anmuten - es sind jedenfalls keine Stars der Kunstwelt, die zuletzt auf große Museumsausstellungen oder Medienprominenz blicken konnten. Am ehesten dürfte das heimische Publikum mit der 2009 verstorbenen Susanne Wenger vertraut sein: Die Künstlerin beschäftigte sich intensiv mit afrikanischer Kultur und übersiedelte in späteren Jahren nach Nigeria, wo sie in der Kultur des Yoruba-Volkes Fuß fasste und einen "Heiligen Hain" am Rande der Stadt Oshogbo schuf. Eine Stiftung in Krems kümmert sich heute um Wengers Nachlass.
Nigeria und Krems, Gugging und Bologna
Aus dem Kreis der Künstler von Gugging stammt Leopold Strobl, Pedrosas zweite Wahl: 1960 in Mistelbach geboren, arbeitete er immer wieder im Atelier des "Art Brut Centers" vor den Toren Wiens, wo er mittlerweile zu den etablierten Größen zählt und auch Werke im hauseigenen Museum zeigt - aktuell in der Schau "Fantastische Orte". Strobl schafft surreale, meist menschenleere Landschaften, in denen blockhafte, stark umrandete Körper umherzustsehen scheinen.
Als dritten Österreich-Beitrag wählte der Kurator die 92-Jährige Greta Schödl aus, die seit 1959 im italienischen Bologna lebt. Sie gilt als Vertreterin der "visuellen Poesie" und arbeitet mit schriftartigen Zeichen, die sie auf verschiedene Weise und in verschiedenen Materialien wiederholt, bis sie bildhaft und abstrakt werden. Schödl, wiewohl in Hollabrunn geboren und an der Wiener Angewandten ausgebildet, feierte ihre Erfolge primär in Italien und in Großbritannien, wo sie von der renommierten Richard Saltoun Gallery vertreten wird.
Den Weg für Pedrosas Auswahl bereitete die 2014 gegründete Einrichtung "Phileas", die den Kurator im Juli 2023 nach Wien einlud. Anfangs als privater Förderverein gegründet, ist Phileas mittlerweile zu einer eigenen Agentur angewachsen, die sich die Platzierung österreichischer Kunst im Ausland - und insbesondere auf Biennalen - zum Ziel gesetzt hat. Neben der Auswahl einzelner Projekte heimischer Künstlerinnen und Künstler, die dann in Produktion und Ausführung finanzielle Unterstützung erhalten, organisiert Phileas regelmäßig Besuche internationaler Kuratorinnen und Kuratoren, ermöglicht Atelierbesuche und stellt Literatur und Referenzwerke zur Verfügung. Die internationale Biennale-Präsenz heimischer Künstlerinnen und Künstler konnte so zuletzt substanziell gesteigert werden.
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