Heimisches Urgestein und viele Newcomer auf der Donauinsel

Der Unterschied zwischen dem Donauinselfest 2015 und jenem 1983? Für Rudi Nemeczek sind es 20 Kilo. Mit seiner Band Minisex spielte er bereits beim ersten Inselfest. Samstagabend stand er – ein weniger beleibter – wieder auf der Hauptbühne. Nach langjähriger Pause hat die nach Eigendefinition "wildeste Elektroschlagerband Europas" ein neues Album herausgebracht. Das Konzert beim Donauinselfest beginnt trotzdem klassisch: "Du kleiner Spion" tönte es um 17.45 Uhr über die Wiese vor der Radio-Wien-Bühne. Das Publikum grölte begeistert mit. "Schön, dass ihr gekommen seid, auch wenn ihr Gefahr läuft, ein paar Tropfen abzubekommen. Aber wir sind ja nicht heikel!"

Nachdem am Freitag bei Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen 1,1, Millionen Fans zu Chartstürmer Andreas Bourani, Skero oder Rapper Nazar auf die insel pilgerten, begann der zweite Tag feuchter: Die Auftritte der ersten Künstler waren von Regenschauern überschattet. Glück hatten jene Besucher, die bereits vor 14 Uhr auf der Insel waren. Auf der Festbühne verwandelte Natalie Imbruglia bereits den Soundcheck in eine Mini-Show vor nur einer Handvoll Zuschauer.

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Perspektivenwechsel

Paul Sebastian Buchner hatte zu der Zeit zwar perfekten Blick auf die Bühne. Gehört hat er die Sängerin trotzdem nicht. Buchner ist Hubschrauberpilot und fliegt für die Firma "Hubi Fly" den ganzen Tag VIPs vom einen Ende der Insel zur anderen. Eintönig? Von wegen. "Dieses Gefühl der Freiheit kann nichts ersetzen." Das erkannte Buchner bereits, als er mit acht Jahren das erste Mal im Hubschrauber mitflog. Seit 2006 kann er seinem Traumberuf endlich nachgehen.

Und nach Ende seiner Schicht, gegen 20 Uhr, konnte er die Bühnen endlich mit dem dazugehörendem Musikprogramm wahrnehmen. Zu dem Zeitpunkt spielte auf der Hauptbühne gerade die nächste Band, die ihren ersten Auftritt auf der Insel bereits im Jahr 1983 hatte: Opus. Spätestens bei "Live is life" blieben keine Füße, Hände und Hüften im mittlerweile dicht gedrängten Publikumsbereich mehr ruhig.

Soul-Stimme

Danach eroberten zwei Frauen die Bühne: Nach Natalie Imbruglia sorgte Anastacia mit ihrer markanten Soul-Stimme und vielen Cover-Nummern für Unterhaltung. Auf der FM4-Bühne bestritt Wanda das Finale. Unter dem Grölen von Zigtausenden Fans betrat Marco Wanda (hier geht's zum Interview mit dem Sänger von Wanda) gegen 23 Uhr mit halbleerer Weinflasche in der Hand die Bühne und eröffnete mit "Lucia" das letzte Konzert des Abends.

Auch einen Abend zuvor war der Publikumsbereich dicht gedrängt gewesen, als Rapper Nazar seine Testosteron-geschwängerten Texte unters Volk brachte. Der gebürtige Iraner berichtete von seinem neuen Plattenvertrag. Teil des Deals sei, dass das Label all seine Anwaltskosten übernehme. Wie berichtet, war Nazar im Frühjahr zu knapp 2500 Euro Geldstrafe verurteilt worden, weil er FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache im Rahmen eines Konzerts als "Hurenkind" bezeichnet hatte.

Donauinselfest, Tag zwei in Bildern

Benzin-Attacke

Zu einem gefährlichen Zwischenfall kam es nach Ende des ersten Tages: Ein alkoholisierter Pensionist attackierte einen Polizisten mit einem Revolver und Benzin.

Die Attacke spielte sich gegen 0.40 Uhr beim Rollerdamm in Floridsdorf ab, wo der Polizist den Verkehr regelte. Als er einem Auto die Durchfahrt verweigerte, zog er sich den Groll des Beifahrers zu. Zuerst bedrohte der 74-Jährige den Beamten nur verbal. Nach etwa einer halben Stunde kehrte der Mann mit einem geladenen Revolver und einer Flasche Benzin bewaffnet zurück. Der Floridsdorfer drohte, den Beamten anzuzünden und übergoss dessen Dienstmotorrad mit dem Treibstoff. Bevor er auch den Polizisten überschütten konnte, schlug ihm dieser die Flasche aus der Hand. In diesem Moment drosch der Mann dem Beamten den Knauf seiner Waffe auf den Kopf. Mit einer Schädelprellung wurde der Polizist ins Spital eingeliefert.

Der Pensionist wurde verhaftet. Er hatte 0,74 Promille im Blut. Für den Revolver hatte der Mann zwar eine Besitzkarte, die vier Stück Munition waren aber illegal.

Festbühne
Um 18.05 Uhr treten unsere glücklosen Song-Contest-Starter The Makemakes auf. Danach heizt DJ Robin Schulz ab 19 Uhr die Stimmung weiter an. Um 20.25 bzw. 21.30 Uhr folgen Sheppard und Madcon, bevor um 22.40 Uhr Austro-Pop-Export Christina Stürmer die Bühne entert.

FM4-Bühne Pop-Rock liefert die Band Olympique ab 18.05 Uhr ab. Um 19.15 Uhr folgt der DJ [dunkelbunt]. Ab 20.45 spielt OK Kid, bevor Techno-Star Fritz Kalkbrenner um 22.25 Uhr zum Mikro greift.

Schlagerbühne
Los geht’s um 16.15 Uhr mit Sternenstaub. Dann bringt Udo Wenders ab 17.45 Uhr die Zuschauer zum Schunkeln. Um 18.45 Uhr trällert Stephanie ihre Hits, bevor um 20 Uhr Marco Ventre & Band für Unterhaltung sorgen. Headliner am dritten Tag ist das Nockalm Quintett, das ab 21.30 Uhr spielt.

Ö1-Kulturzelt
Humor wird in der KURIER-Area groß geschrieben. Ab 18.15 Uhr bringt Kabarettistin Andrea Händler Sachen zum Lachen. Ab 19.15 Uhr kombinieren die Wiener Comedian Harmonists Witz und Musik. Und um 20.15 Uhr startet die Akustik-Cello-Folk-Soulpop-Band DAWA.