Die Wiener Volksoper in Tokio

Die Wiener Volksoper in Tokio
Noch bis Ende Mai gastiert die Wiener Volksoper in Tokio. Direktor Robert Meyer zieht eine positive Zwischenbilanz.

Die "Fledermaus" ist bereits abgespielt. Ab heute, Donnerstag, steht Robert Meyer im Bunka Kaikan Theater in Tokio als Njegus in der "Lustigen Witwe" auf der Bühne – und er ist sehr zufrieden.

KURIER: Wie war die Premiere bzw. waren die Vorstellungen von "Die Fledermaus"?
Robert Meyer:
Wir waren alle ein bisschen mehr nervös als bei einer Vorstellung in Wien, weil wir ja nicht wussten, wie das Publikum hier reagiert. Schließlich spielen wir alles auf Deutsch, und das versteht hier fast niemand. Das Bunka Kaikan Theater ist riesig, es fasst 2300 Besucher. Die Premiere war ein Riesenerfolg. Unser Veranstalter, Herr Takahashi, war sehr zufrieden und hat gesagt, dass nach der Katastrophe von Fukushima das Publikum nur langsam wieder in die Theater zurückgekehrt sei, er habe an diesem Abend aber endlich wieder viele glückliche und gelöste Gesichter gesehen.

Reagiert das japanische Publikum anders als das Wiener Publikum?
Natürlich reagiert das Publikum hier ein wenig anders als in Wien, weil manche Pointen nicht übersetzbar sind. Aber sehr viel von dem Humor wird durch die Übertitel hervorragend transportiert. Die Sprache der Musik und den Witz, der darin steckt, versteht das Publikum auf alle Fälle. Und natürlich sind unsere Sänger auch hervorragende Schauspieler, die beim Publikum sehr gut ankommen.

Wurde die Aufführung speziell für das japanische Publikum adaptiert?
Wir spielen die Vorstellungen hier genauso wie in Wien. Das ist ein Wunsch von NBS, dem Tournee-Veranstalter. Das Publikum will die Operetten im Original sehen, die sind ganz verrückt nach dem wienerischen Stil.

Ist die Begeisterung des Publikums spürbar?
Die Japaner lieben unsere Kultur und unsere Musik. Das ist nach wie vor so und wunderschön. Schon vor Beginn der Vorstellung erwarten uns Fans vor dem Theater und bitten um Autogramme. Und nach der Vorstellung stehen sie wieder beim Bühneneingang Schlange, machen Fotos von den Künstlern und bitten wieder um Autogramme. Manche kommen sogar ins Hotel.

Die Tournee ist ein großer logistischer Aufwand. Was musste bei der Planung alles berücksichtigt werden?
Wir haben etwa eine neue "Witwe" gemacht. Das Bühnenbild wurde extra so gebaut, dass wir im Bunka Kaikan Theater spielen können. Auch bei den Besetzungen müssen wir uns absichern. Jede Rolle muss doppelt oder dreifach besetzt werden, damit im Krankheitsfall ein anderer einspringen kann. Wir haben hier ja nicht die Möglichkeit, die Sänger schnell mal einzufliegen.

Wie gefällt Ihnen Tokio?
Ich bin begeistert von Tokio. Hier liegen Tradition und Innovation so nah beieinander. Es ist großartig hier, aufregend und bunt. Das Essen ist fantastisch, und die Japaner sind unglaublich zuvorkommend. Und die Stimmung im Ensemble ist sehr, sehr gut.

Wie oft waren Sie schon auf Gastspiel in Japan?
Das ist mein zweites Gastspiel mit der Volksoper in Japan. 1983 war ich schon mal mit dem Burgtheater hier, da habe ich in der "Dreigroschenoper" gespielt.

Tournee: 240 Mitarbeiter nötig

Tokio: Im Bunka Kaikan Theater zeigt man "Die Fledermaus", "Die lustige Witwe" und "Die lustigen Weiber von Windsor". 240 Personen sind im Einsatz. Die Bühnenbilder wurden bereits im Februar nach Japan verschifft.

Wien: Im Haus am Gürtel sind während der Tournee Stücke mit kleiner Orchester- und Chorbesetzung und ohne Ballett zu sehen. Dazu gibt es alternierend die Musicals "Die spinnen, die Römer!", und "Sound of Music".

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