Die wiedergefundene Ehre des W. B. Iltz
Was macht die Erinnerung mit einem Theaterdirektor, der einst von den Nazis eingesetzt wurde? Hat sein Porträt Platz in der Ehrengalerie?
Diese Frage tauchte Anfang 2011 auf, als das Volkstheater die Bildergalerie der ehemaligen Direktoren des Hauses fortsetzten wollte. Walter Bruno Iltz (1886 – 1965) war in der Zeit des Nationalsozialismus Generalintendant der Städtischen Bühnen Düsseldorf und Direktor am Volkstheater in Wien. Iltz wurde von Goebbels gefördert und führte das Volkstheater bis 1944. Vielen galt er deshalb als Handlanger des Nazi-Regimes.
Manker schildert in seinem Buch den Theateralltag der Zwanzigerjahre, im Dritten Reich und der Nachkriegszeit. Wie Iltz als Entdecker junger Talente entschlossen und enthusiastisch agierte und sich in seinen Spielplänen und Besetzungen von niemandem dreinreden ließ. So engagierte er 1928 den ukrainisch-jüdischen Dirigenten Jascha Horenstein als Oberspielleiter, was ihm vom "Kampfbund für Deutsche Kultur" vorgeworfen wurde und geriet 1932 in Konflikt mit dem "Kampfbund", als dieser die Absetzung von Kurt Weills Oper "Die Bürgschaft" verlangte.
Anhand verschollen geglaubter Dokumente gelingt Manker einerseits ein eindrucksvolles Porträt eines bisher Verkannten, andererseits ein spannendes Zeugnis von Theatergeschichte des 20. Jahrhunderts. Nicht unkomisch liest sich der Beginn dieser komplizierten Recherche: Über die Friedhofsverwaltung der Bayrischen Gemeinde Tegernsee eruierte Manker, dass noch Nachfahren von Iltz existierten, Verwandte von dessen zweiter Frau Käthe König. Diese machte Manker ausfindig, in dem er sämtliche Familien namens König in Essen anrief. Die Mühe lohnte sich: Manker fand Briefe, Fotos, Dokumente, Tonbandaufnahmen – und die Ehre des Walter Bruno Iltz.
Info: Paulus Manker: „Enttarnung eines Helden Das unbekannte Leben des Walter Bruno Iltz“. Alexander Verlag. 214 Seiten. 20,60 €.
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