Die Toten Hosen am Nova Rock: „Alex“ rausgehauen wie 1988

Die Toten Hosen am Nova Rock: „Alex“ rausgehauen wie 1988
Die Toten Hosen machten am Tag 3 des Festivals die Vorjahrsabsage mehr als wett.

„Man muss immer wieder an sich arbeiten, wie auch ein Schauspieler, um jedes Mal diesen Moment zu finden, wo man etwas aussendet“, erklärteTote-Hosen-Sänger Campino schon 2014 im KURIER-Interview. „Ich will den ,Alex’ nicht so raushauen, als hätte ich ihn schon tausend Mal gesungen, was ich natürlich habe. Ich will ihn so raushauen, als wäre es das erste Mal. Und wenn das nicht mehr gelingt, müssen wir uns überlegen, ihn aus dem Programm zu nehmen.“

Mittlerweile ist 2019, die Toten Hosen stehen einmal mehr auf der Nova-Rock-Bühne und der „Alex“ – genauer der Hosen-Hit „Hier kommt Alex“ von 1988 – ist im Programm. Campino haut ihn auch hier so raus, dass die Gänsehaut kribbelt und die Festivalstimmung auf den bisherigen Höhepunkt hochkocht. Er sendet aus, lässt spüren, dass er meint, was er singt, und es nicht nur routinemäßig runterspult, um die Gage zu kassieren. Damit gibt er dem Song eine Dringlichkeit und Vitalität, die mühelos bis an den Rand des Festivalgeländes dringt und auch dort noch alle bewegt und in den Bann zieht.

Die Toten Hosen am Nova Rock: „Alex“ rausgehauen wie 1988

Nach 72 Stunden am Festivalgelände macht sich Erschöpfung breit . . .

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 . . . aber nicht bei allen.

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Rapper RIN spielte vor einer treuen, begeisterten, aber sehr kleinen Fanschar.

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Die Welshley Arms stellten am Nachmittag auf der Red Bull Stage ihren Blues Rock vor . . .

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 . . . und wurden dafür abgefeiert.

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Auch der melodische Death Metal von In Flames kam   . . .

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  . . . beim Nova Publikum sehr gut an.

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Doch richtig spannend wurde es erst, als die Nacht anbrach.

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Sänger Campino von den Toten Hosen . . .

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 . . . und seine Freunde Michael "Breiti" Breitkopf, Andi Meurer, Andreas "Kuddel" von Holst (von links) . . .

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. . .  und Drummer Vom gaben alles.

Die Toten Hosen am Nova Rock: „Alex“ rausgehauen wie 1988

Und waren mit ihrer Spielfreude das bisherige Highlight des Festivals.

Explosiv

Und das macht er jetzt schon seit einer Stunde. Alte und jüngere Fanfavoriten wie „Bonnie & Clyde“ oder „Altes Fieber“ werden zu Highlights, „Steh auf wenn du am Boden bist“ ist ein Triumphzug. Als das Gitarrenintro dazu erklingt, gehen die eingeschworenen Hosen-Liebhaber gleich in die Knie. Es ist eines der vielen Rituale, die sich während der 37-jährigen Karriere zwischen Band und Fans entwickelt haben: Niedersetzen während der ersten Strophe dieses Songs und Aufspringen beim Refrain – um sich damit noch explosiver in den motivierenden, befreienden Refrain zu katapultieren.

Aber nicht nur beim Singen macht Campino alles richtig. Wie immer findet er auch am Nova Rock die ideale Balance zwischen lautem Anfeuerungsgeschrei und einem Plauderton, als wäre man mit 30.000 Leuten im Wohnzimmer. Beispiel: „Ist es echt wahr, dass euer See da (Anm: der Neusiedlersee) nur zwei Meter tief ist?“

Und er findet auch hier wieder einen Weg, Politisches humorvoll zu verpacken: „Ich habe gehört, die FPÖ macht sich für die totale Videoüberwachung stark. Vielleicht ist das ja gar keine so schlechte Idee, wenn man sich das Ibiza-Video ansieht!“

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Auch Papa Roach mit Sänger Jacoby Shaddix spielten am dritten Festivaltag.

Gerne, sagt Campino auch, hätten die Hosen als Entschädigung für die Absage im Vorjahr (da hatte der 57-Jährige einen Hörsturz) eine viel größere Pyro-Show mitgebracht. Aber da ihre Freunde von Rammstein schon beim Tourstart vor einigen Tagen all ihr Feuer-Zeugs verbrannt hätten, halfen die Hosen den Paradezündlern mit ihrem Zeugs aus. Gut so! Die Toten Hosen brauchen keine Feuershow. Der Wille, an sich zu arbeiten, um immer wieder aussenden zu können, reicht bei ihnen völlig, um ein rundum erfüllendes Konzerterlebnis zu garantieren.

Beim Nova Rock vereint das am Ende von Tag drei noch einmal alle. Die, die davor zum Rap-Metal von Papa Roach die Fäuste in die Lüfte stemmten. Die wenigen, die am Nachmittag zu den wuchtigen Beats von Rapper RIN tanzten. Auch die, die sich danach von den Dancehall-, Pop- und Rap-Sounds von Bonez MC und RAF Camora in sommerliches Strandfeeling wiegen ließen. Der in Wien aufgewachsene und in Berlin lebende RAF Camora und der Hamburger Bonez MC waren bisher die einzigen, die das Nova-2019-Publikum mit Klängen fernab von Rock und harten Gitarren begeistern konnten.

Sie alle gehen jetzt nach den Toten Hosen mit einem Hochgefühl in die Zelte. Die Entschädigung für die Absage ist mehr als geglückt.

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