Die Saiblinge machen die Welle – und Schweeger schaut zu

Ewald Pfleger ("Opus"), Gerd Hermann Ortler und die Schick Sisters promoten "Wolf"
Seit mehr als einem Jahrzehnt haben die Vereinigten Bühnen Wien unter anderem ein Musical über den „Dritten Mann“ in der Pipeline, wie es so schön heißt. Was auch naheliegt. Denn Orson Welles flüchtete mit seinem bedrohlich langen Schatten durch die Kanalisation von Wien. Doch so richtig sprudeln die Ideen nicht. Oder man hat Angst, Geld zu versenken. Und geht eben auf Nummer sicher – erneut mit „Das Phantom der Oper“.
Man muss daher den drei Gemeinden rund um den Wolfgangsee – St. Gilgen, Strobl und St. Wolfgang – Respekt zollen: Sie haben sich vorgenommen, zum 1.100 Geburtstag des Heiligen Wolfgangs, der eine Zeit lang in der Gegend lebte, ein Musical über dessen legendäres Leben zu produzieren. Mit allem, was zu einem Musical gehört. Also: Man stoppelte nicht die Hits von – zum Beispiel – Opus zu einer Himmelfahrtsoper zusammen (samt „Flyin’ High“), sondern beauftragte den Südtiroler Jazzer Gerd Hermann Ortler, ein Libretto von Franzobel zu vertonen.
Als dieser vor einem Jahr gefragt wurde, ob er den Text für „Wolf – Das Mystical“ schreiben wolle, hätte er „nie für möglich gehalten“, dass es sich zeitlich ausgeht (die Uraufführung findet am 23. Mai statt). Aber es wird sich ausgehen, auch wenn Ortler noch Melodien ersinnt: „Das ist vielleicht das größte Wunder, das der Heilige Wolfgang vollbracht hat“, meinte der Schriftsteller bei der Präsentation am Mittwoch. Musikalisch schlage er, sagte der Komponist, einen Bogen von Gregorianik bis zu Minimal Music und Jazz. Und vom Titelsong „Ich will kein Heiliger sein“ gibt es auch eine „Rockversion“ namens „No Saint“, eingespielt von Opus zusammen mit den Schick Sisters, die vorab als Single veröffentlicht wird. Mit den Rolling Stones („You’ll never make a saint of me“) wird man zwar nicht konkurrieren können, aber immerhin: „Am Wolfgangsee werden die Saiblinge dazu die Welle machen.“
Das verspricht Christian Meyer. Der Kulturmanager war u. a. Direktor des Arnold Schönberg Centers in Wien und Vizedirektor der Universität für Musik und darstellende Kunst. Nebenbei reorganisierte er die Gmundner Festwochen.
Kleiner Einschub: Dieses Festival bringt heuer – als Ergänzung zum Kulturhauptstadtjahr – Arthur Schnitzlers „Liebelei“ mit Samuel Finzi, Sven-Eric Bechtolf interpretiert Franz Kafkas „Ein Bericht für eine Akademie“, Michael Maertens bestreitet eine szenische Lesung von Thomas Bernhards „Der Theatermacher“.
Meyer also ist Geschäftsführer der gemeinnützigen Wolfgang Betriebs GmbH – zusammen mit Eduard Neversal. Der Architekt – von ihm stammt u. a. die Papstbühne für den Heldenplatz 1998 und das hölzerne Lustspielhaus – konstruierte die mobile Seebühne, die heuer mit dem Heiligen-Musical eingeweiht wird. Neversal steuert daher auch das Bühnenbild bei. Und Meyer kümmert sich um den Rest samt Cast – u. a. mit Konstantin Zander und James Park (er ist der Chino in der andauernd ausverkauften Volksopern-„West Side Story“). Zehn Vorstellungen mit je 800 Besuchern sind vorgesehen, 60 Prozent der Karten bereits verkauft. Sollte „Wolf“ ein Erfolg werden, wird der Heilige Wolfgang 2025 auferstehen.
Respekt also. Auch wenn kein Mensch kapiert, warum St. Wolfgang als Teil des Salzkammerguts nicht Teil des von Elisabeth Schweeger verantworteten Kulturhauptstadt-Programms von Bad Ischl und 22 Gemeinden des Salzkammerguts (inklusive Gmunden) ist.
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