Die Rückkehr des tapferen Retters

Die Rückkehr des tapferen Retters
Kritik: Die Wiener Philharmoniker mit Andrés Orozco-Estrada.

Ein "reguläres" philharmonisches Abonnementkonzert hat er noch nicht geleitet; als Einspringer jedoch ist er Gold wert. Die Rede ist von Andrés Orozco-Estrada, jenem charismatischen Chefdirigenten des Tonkünstlerorchesters Niederösterreich, der am Wochenende bereits zum zweiten Mal ein Philharmonisches im Musikverein rettete. Und das extrem gut.
Riccardo Muti war erkrankt; wie schon 2010/’11 (damals für Esa-Pekka Salonen) sprang der gebürtige Kolumbianer ein. Das Programm blieb fast unverändert – Konzertmeister Rainer Honeck aber durfte als Solist bei Igor Strawinskys „Violinkonzert in D“ brillieren. Schnörkellos, elegant und mit Feinsinn gestaltete Honeck seinen Part, die Dialoge mit den Orchesterkollegen waren wunderbar.
Strawinsky hätte wohl seine Freude gehabt, denn Honeck interpretierte seine Soli höchst uneitel. Sicher: Ein Virtuose, aber einer, der sich in den Dienst der Sache stellt. Dazu noch Orozco-Estrada, der sich als genialer Meister der Kommunikation erwies, dem alle Musiker am Ende zu Recht Beifall spendeten.
 

Gefühlvoll

Denn der Maestro war auch ein mehr als guter Verwalter bei Luigi Cherubinis (Muti liebt diesen Komponisten!) „Ouvertüre G-Dur“. Und Orozco-Estrada führte auch Franz Schuberts vierte Symphonie am Pult eines ungeheuer gefühlvoll spielenden Orchesters zum Triumph. Selten war die „Tragische“ in all ihren Details so nachvollziehbar. Jubel für den Einspringer und für Honeck, der sich bei Schubert auch noch als Konzertmeister betätigte.Peter Jarolin

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