Die Pläne des neuen Philharmoniker-Chefs

Wiener Philharmoniker
Der gewählte Orchestervorstand Daniel Froschauer will das "Schiff in eine andere Richtung steuern".

Seit die Wiener Philharmoniker vor drei Tagen Andreas Großbauer als Vorstand abwählten und den Primgeiger Daniel Froschauer zu dessen Nachfolger bestimmten, fragt man sich in der Klassikszene: Was plant der Neue? Im KURIER-Interview skizziert Froschauer erstmals den neuen Kurs.

KURIER: Was hat Sie dazu bewogen, sich für diese Position zu bewerben? Und wie wird sich der Übergang vollziehen?

Daniel Froschauer: Der Übergang funktioniert jetzt schon wirklich gut. Ich habe die vollste Unterstützung von Andreas Großbauer. Und freue mich über das Riesenvertrauen, das mir das Orchester entgegenbringt. Warum ich mich beworben habe? Weil ich finde, dass man das Schiff in eine andere Richtung steuern sollte.

In welche denn?

Andreas Großbauer hat mutige, progressive Themen angefasst, die andere Vorstände nicht so angegriffen haben. Ich glaube aber, dass wir uns nun ein bisschen rückbesinnen sollten, wer wir sind. Wir sollten uns wieder mehr auf künstlerische Auseinandersetzungen konzentrieren als auf andere Themen. Es wird keine Revolution geben. Aber wir sollten die Fahrtrichtung verfeinern. Das Essenzielle für die Wiener Philharmoniker ist der Klang. Wir müssen unsere ganze Energie in diesen so wichtigen Bereich stecken.

Zum Beispiel mit neuen philharmonischen Dirigenten?

Nicht nur mit neuen. Aber es stimmt, wir müssen auch eine neue Generation von Dirigenten ans Orchester binden. Auch dafür ist unsere Tätigkeit in der Staatsoper wunderbar, weil wir dort immer wieder mit neuen Dirigenten arbeiten, die noch keine philharmonischen sind.

Kennen Sie den künftigen Opernchef Bogdan Roščić schon?

Ich treffe ihn kommende Woche. Und ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit, weil ich glaube, dass er eine große Persönlichkeit ist. Aber ich bin auch mit dem amtierenden Direktor befreundet.

Als Vorstand der Philharmoniker ist man immer wieder auch mit politischen Themen konfrontiert, etwa der Aufarbeitung der Rolle in der NS-Zeit. Wie halten Sie es damit?

Ich habe da eine glasklare Linie: Wir haben ein tolles Archiv, das muss offen und allen zugänglich sein. Wir planen diesbezüglich auch Innovationen, um voranzugehen und Themen offensiv anzusprechen, damit wir erst gar nicht gefragt werden müssen.

Spielt das Orchester tendenziell nicht zu viel – als Opernorchester, als philharmonisches und dann noch Kammermusik?

Wir spielen definitiv sehr viel. Und wir werden uns künftig genau anschauen, wie wir damit umgehen. Ob es etwa Sinn macht, während einer "Ring"-Serie in der Oper philharmonische Konzerte zu spielen. Ich liebe es aber, selbst, so oft ich kann, zu spielen.

Als Vorstand werden Sie nicht mehr so oft dazukommen.

Das sehe ich mit einem traurigen Auge. Aber ich spiele wirklich gern. Und möchte diesbezüglich auch künftig sehr aktiv bleiben.

Wird das Sommernachtskonzert in Schönbrunn fortgeführt?

Selbstverständlich.

Ein Thema waren zuletzt auch die Einnahmen für die Musiker. Wie ist Ihre Haltung dazu?

Geld ist für mich persönlich sicher nicht das Wichtigste, ich schaue etwa nur auf mein Konto, wenn ich Steuern zahlen muss. Aber ich finde grundsätzlich, dass Menschen, die Außergewöhnliches leisten, außergewöhnlich bezahlt werden müssen.

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